Rabener

[538] Rabener, Gottlieb Wilhelm, Satiriker, geb. 17. Sept. 1714 in Wachau bei Leipzig, gest. 22. März 1771 in Dresden, besuchte die Landesschule in Meißen, wo er einen innigen Freundschaftsbund mit seinen Mitschülern Gellert und Gärtner schloß, studierte seit 1734 in Leipzig Rechtswissenschaft, wurde 1741 als Steuerrevisor des Leipziger Kreises angestellt, 1753 als Obersteuersekretär nach Dresden versetzt und 1763, nach dem Frieden, zum Steuerrat ernannt. R., ein tätiger Mitarbeiter der »Bremer Beiträge«, zählte neben Gellert zu den populärsten deutschen Schriftstellern seiner Zeit. Seine Schriften, die in etwa 25 Jahren 11 Auflagen erlebten, sind durch Klarheit, Reinheit und Gleichmaß der Darstellung ausgezeichnet. Der Geist einer ruhigen, auf Redlichkeit und Wohlwollen gegründeten Heiterkeit waltet in ihnen, und dieser Sinn ist es, um dessentwillen R. noch in Goethes Schätzung so hoch stand. Seine Satire bewegt sich fast ausschließlich in den Kreisen der Bürger, Beamten und Landjunker, die er vortrefflich beobachtet und am besten dann schildert, wenn er sie, wie in den »Satirischen Briefen«, selber das Wort ergreifen läßt. Im übrigen bedient er sich, wie bereits Goethe hervorhob, zu häufig des Kunstmittels der »direkten Ironie«. Daß der Satiriker sich nicht gegen bestimmte einzelne Personen, noch weniger gegen die Religion und die Fürsten wenden dürfe, hat er selber in seiner Abhandlung »Vom Mißbrauch der Satire« ausdrücklich[538] erklärt. Ausgaben seiner Satiren erschienen Leipzig 1751–55, 4 Bde.; »Sämtliche Schriften« daselbst 1777, 6 Bde. (neueste Ausg., Stuttg. 1840, 4 Bde.). Seine Briefe, von ihm selbst gesammelt, gab nach seinem Tode E. F. Weiße (Leipz. 1772, mit Biographie) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 538-539.
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