Roßbach [1]

[159] Roßbach, 1) Dorf im preuß. Regbez. Merseburg, Kreis Querfurt, im NW. von Weißenfels, hat eine evang. Kirche, Braunkohlenbergbau, Brikettfabrikation und (1905) 624 Einw. und ist bekannt durch den Sieg Friedrichs d. Gr. 5. Nov. 1757 über die Franzosen und die Reichsarmee, an den zwei Denkmäler am nahen Janushügel erinnern. Friedrich verfügte nur über 22,000 Mann mit 72 Geschützen, während 33,000 Franzosen und 10,000 Mann Reichstruppen mit 109 Geschützen auf den Höhen von Mücheln standen. Gleichwohl brach Friedrich, nachdem er bei Weißenfels die Saale überschritten, 4. Nov. vor Tagesanbruch von Braunsdorf auf, um die Stellung des Feindes zu erkunden, hielt aber wegen des Terrains einen Angriff nicht für ausführbar und bezog ein Lager zwischen R. und Bedra. Durch dieses Zurückweichen ermutigt, beschlossen die Verbündeten eine Schlacht, und zwar wollten sie das preußische Heer in der linken Flanke umgehen und von Reichardtswerben aus angreifen. Um diese Bewegung zu verdecken, besetzte am 5. morgens der Graf Saint-Germain die Schortauer Höhe und beschoß das preußische Lager, aber erst gegen Mittag setzte sich das Heer, voran die Reiterei, selbst auf Pettstädt in Marsch. Friedrich ließ mittags, als er den Plan der Feinde erkannte, die Zelte abbrechen, führte selbst die Infanterie und überließ die Reiterei Seydlitz. Nachmittags 21/2 Uhr bereits marschierte das Heer nach dem linken Flügel ab; die Bewegung wurde dem Feinde durch eine Hügelkette, deren höchster Punkt der Janushügel ist, verdeckt. Die feindliche Reiterei glaubte, die Armee des Königs bereits umgangen zu haben, zog schnell an Reichardtswerben vorbei und setzte ihren Marsch links fort, um die, wie man glaubte, sich zurückziehenden Preußen nicht entwischen zu lassen. Aber um 31/2 Uhr eröffneten Friedrichs Geschütze auf dem Janushügel das Feuer, Seydlitz aber stürzte sich mit seiner Reiterei auf die rechte Flanke der feindlichen, die nach kurzem Widerstand in wilde Flucht geschlagen wurde. Inzwischen hatte die französische Infanterie einen ordnungsmäßigen Widerstand versucht, aber ehe dies gelang, überschritt die preußische Infanterie die Hügelkette, fiel den Franzosen in die rechte Flanke und trieb durch ihr rasches Gewehrfeuer, von Kartätschensalven der Geschütze unterstützt, auch das französische Fußvolk in die Flucht. Die Reichstruppen kamen gar nicht zum Schuß. Auf den verwirrten Knäuel, der sich rückwärts wälzte, stieß Seydlitz mit den Schwadronen, die er nach seinem Siege sofort gesammelt hatte, und machte die Auflösung vollständig. Die Preußen verloren an Toten 3 Offiziere und 162 Mann nebst 356 Verwundeten; der Verlust der Verbündeten betrug 700 Tote, über 2000 Mann Verwundete und 5000 Gefangene, worunter 5 Generale und 300 Offiziere. In die Hände des Siegers fielen 67 Geschütze, 7 Fahnen und 15 Standarten. Vgl. Ad. Müller, Die Schlacht bei R. (Berl. 1857); Wiltsch, Die Schlacht von nicht bei R. oder die Schlacht auf den Feldern von und bei Reichardtswerben (Halle 1858); v. d. Goltz, R. und Jena (das. 1883;2. Aufl. u. d. T.: »Von Roßbach bis Jena und Auerstädt«, 1906); Dickhuth, Die Schlacht von R. i Beiheft zum Militär-Wochenblatt, 1900). –

Kärtchen zur Schlacht bei Roßbach (5. November 1757).
Kärtchen zur Schlacht bei Roßbach (5. November 1757).

2) Marktflecken in Böhmen, Bezirksh. Asch, nahe der sächsischen Grenze, an der Lokalbahn Asch-R., mit Fabrikation von Webwaren aus Wolle, Baumwolle und Seide, Teppichen, Stickereien und leonischen Gespinsten, Färberei und (190014895 deutschen, meist evang. Einwohnern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 159.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: