Rutīl

[339] Rutīl, Mineral, besteht, wie Anatas und Brookit, aus Titansäureanhydrid TiO2, unterscheidet sich aber von diesen sowohl durch sein höheres spezifisches Gewicht (4,2–4,3) und seine größere Härte (6–6,5) als durch seine Kristallform, die dem tetragonalen System angehört, ohne doch auf diejenige des im gleichen System kristallisierenden Anatas zurückführbar zu sein. R. findet sich in säulen-, haar- oder nadelförmigen Kristallen, vielfach in knieförmigen Zwillingen und Drillingen, auch in netzartigen Geweben nadelförmiger Kristalle (sogen. Sagenit), auf- und eingewachsen, auch derb, in körnigen Aggregaten, Geschieben und Körnern; er ist dunkelrot und braun, bei starkem Eisengehalt schwarz (Nigrin), durchscheinend bis undurchsichtig, von metallartigem Diamantglanz. R. findet sich in kleinen Mengen in vielen kristallinischen Silikatgesteinen, namentlich in Chlorit-, Glimmer- und Hornblendeschiefer (in letzterm zuweilen in körnigen bis dichten Titanit, sogen. Leukoxen und Titanomorphit, umgewandelt), so bei Freiberg, Modriach in Steiermark, im Pfitschtal, Binnental, am Simplon, St. Gotthard etc., ferner häufig als Einschluß in Bergkristall und mikroskopisch ungemein reichlich in den Phylliten (Tonschiefernädelchen) sowie in den gewöhnlichen Ton- und Dachschiefern. Vom Graves Mount in Georgia (Nordamerika), vom Magnet Cove in Arkansas und von Brasilien sind sehr große, bis pfundschwere Kristalle bekannt; ein Quarzfeldspatgestein in Virginien, das auf R. und Titan verarbeitet wird, enthält an 25 Proz. R. R. dient zur Herstellung einer gelben Farbe für Porzellanmalerei und zur Darstellung von Titan (Titanstahl etc.).[339]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 339-340.
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