Senckenberg

[336] Senckenberg, 1) Heinrich Christian, Freiherr von, Rechtsgelehrter, geb. 19. Okt. 1704 in Frankfurt a. M., gest. 31. Mai 1768 in Wien, wurde 1735 Professor der Rech le in Göttingen, 1738 in Gießen, 1744 nassau-oranischer Geheimer Justizrat in Frankfurt a. M. und 1745 Reichshofrat in Wien. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Selecta juris et historiarum« (Frankf. 1734–42, 6 Bde.); »Corpus juris feudalis germanici« (Gieß. 1740); »Corpus juris germanici publici ac privati« (Frankf. 1760–65, 2 Bde.); »De jure primarum precum regum Germaniae« (das. 1784); »Neue und vollständige Sammlung der Reichsabschiede von Konrad II. ab« (das. 1747, 4 Tle. in 2 Bdn.).

2) Johann Christian, Bruder des vorigen, geb. 28. Febr. 1707 in Frankfurt a. M., gest. 15. Nov. 1772, praktizierte in seiner Vaterstadt als Arzt und begründete hier 1763 das Senckenbergsche Stift, mit dem die 1817 gegründete Senckenbergsche Naturforschende Gesellschaft vereinigt ward. Das Stift besteht aus dem Bürgerhospital mit Pfründnerei, dem medizinischen Institut mit Botanischem Gärten und Pathologischem Institut im Anatomiegebäude und großer Bibliothek. Die Naturforschende Gesellschaft besitzt ein bedeutendes naturhistorisches Museum, läßt Vorlesungen über Zoologie, Mineralogie und Geologie halten, gibt »Abhandlungen« und jährliche Berichte (mit wissenschaftlichen Beilagen) heraus, schreibt drei Preise aus und veranlaßt aus Mitteln des Rüppelfonds und aus Schenkungen von Graf Bose wissenschaftliche Reisen. Vgl. Kriegk, Die Brüder S. (Frankf. 1869); Scheidel, Geschichte der Senckenbergschen Stiftshäuser (das. 1867).

3) Renatus Karl, Freiherr von, Sohn von S. 1), geb. 23. Mai 1751 in Wien, gest. 19. Okt. 1800 in Gießen, studierte in Wien, Göttingen und Straßburg die Rechte, ging 1773 nach Rom, wo er unter dem Namen Polydorus Nemäus der Gesellschaft der Arkadier beitrat, und wurde 1784 nassauischer Regierungsrat. Er vermachte der Universitätsbibliothek in Gießen seine 15,000 Bände starke Bibliothek, 10,000 Gulden und ein Haus. In der Literatur machte er sich besonders durch die Fortsetzung von Häberlins »Neuester Teutscher Reichsgeschichte« (Bd. 21–28, Frankf. 1790–1804) einen Namen. Vgl. Haupt, Renatus Karl Freiherr von S. (Gieß. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 336.
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