[899] Steinen, Karl von den, Ethnolog und Forschungsreisender, geb. 7. März 1855 in Mülheim a. d. Ruhr, studierte Medizin in Zürich, Bonn und Straßburg, widmete sich in Berlin und Wien der Psychiatrie und war 187879 Assistenzarzt an der Irrenklinik der Charité in Berlin. Auf einer Reise um die Erde, 187981, studierte S. das Irrenwesen in den Kulturstaaten und machte auf mehreren Südseeinseln ethnologische Forschungen. Darauf begleitete er als Arzt und Naturforscher die deutsche Südpolarexpedition 1882 nach Südgeorgien, ging auf der Rückreise 1883 mit seinem Vetter, dem Maler Wilhelm von den S., und dem Astronomen Clauß über Buenos Aires nach Cuyabá in Brasilien und von dort zum Oberlauf des Xingú, den er unter vielen Beschwerden bis zu seiner Mündung in den Amazonas hinabfuhr. Auf einer zweiten Reise in dasselbe Gebiet 188788 mit seinem Vetter Wilhelm, dem Ethnologen Paul Ehrenreich und dem Astronomen P. Vogel, untersuchte er zuerst die Sambakis in der Provinz Santa Catharina, ging dann über Montevideo nach Cuyabá und von dort zu den Indianerstämmen im östlichen Quellgebiet des Xingú. Nach seiner Rückkehr habilitierte sich S. 1889 in Berlin, ging dann nach Marburg, war von 189091 [899] Redakteur des »Auslandes«, kam 1893 als Professor nach Berlin, war dort 189596 Vorsitzender der Gesellschaft für Erdkunde und erforschte dann 18971898 die Markesasinseln. 1900 wurde S. zum Professor der Ethnographie an der Berliner Universität und 1904 zum Direktor am Museum für Völkerkunde ernannt. Er veröffentlichte: »Durch Zentralbrasilien. Expedition zur Erforschung des Schingú« (Leipz. 1886); »Zweite Schingúexpedition 18871888. Die Bakaïrisprache« (das. 1892); »Unter den Naturvölkern Zentralbrasiliens« (Berl. 1894, 2. Aufl. als Volksausg. 1897). Auch gab er ein »Diccionario Sipibo« heraus, Abschrift der Handschrift eines Franziskaners mit Beiträgen zur Kenntnis der Panostämme am Ucayali (Berl. 1904).