Santa Catharīna

[584] Santa Catharīna, Küstenstaat in Südbrasilien, zwischen den Staaten Paraná, Rio Grande do Sul und dem Atlantischen Ozean (s. Karte »Südbrasilien« im 3. Bd.), 74,156 qkm mit (1900) 321,294 Einw. (4 auf 1 qkm). Die Küste hat mehrere gute Buchten, von den vorgelagerten Inseln sind San Francisco und Santa Catharina (550 qkm) die bedeutendsten. Die parallel mit der Küste ziehende schön bewaldete Serra do Mar (1330 m), vornehmlich aus Granit und Gneis, bildet die Wasserscheide, von der nach O. der allein schiffbare Itajahy-Assu (s. d.) abfließt, während die über die nach W. sich sanft abdachende Sandsteinhochebene ziehenden Flüsse: der Iguassu mit Rio Negro (zum Paraná) an der Grenze gegen Paraná und der Uruguay an der Grenze gegen Rio Grande do Sul, durch Stromschnellen und Wasserfälle auf weite Strecken unschiffbar sind. Das Klima ist subtropisch, Durchschnittstemperatur 17,2–21°, aber an den Küsten durch die Seeluft, auf der Serra durch die Höhenluft gemäßigt. Fieber kommt nur in den sumpfigen Küstenstrichen vor. Regen (1500 bis 2000 mm) und Bewässerung sind reichlich, die östlichen Gehänge sind fruchtbar und tragen dichten Urwald. Hauptbeschäftigung ist Ackerbau auf Mandioka, Bohnen, Mais, Getreide, Kartoffeln, Zucker, Kaffee, Baumwolle, Flachs, Orangen und andres Obst. Die Viehzucht ist bedeutend, besonders im Binnenland. Kohle wird im Tale des Tubarão gewonnen, wohin eine Sekundärbahn vom Hafen Laguna führt. Ausgeführt werden Butter, Schmalz, Fleisch, Eier, Tabak, Zucker, Maté, Bretter, Webwaren.

Kolonien in Santa Catharina.
Kolonien in Santa Catharina.

Das sehr fruchtbare Land ist indes noch viel zu wenig erschlossen, als daß der Handel bedeutend sein könnte. Die Einfuhr betrug 1900: 3,792,000, die Ausfuhr 10,224,000 Milreis. Hauptstadt und wichtigster Einfuhrhafen ist Florianopolis (s. d.), früher Desterro genannt. Erwähnenswert sind noch Joinville, mit dem Hafen São Francisco durch Bahn verbunden, und Blumenau, Zentrum der deutschen Kolonien, mit dem Hafen Itajahy. – S. wurde frühzeitig das Ziel deutscher Auswanderer, die älteste Kolonie São Pedro d'Alcantara wurde 1829 von 700 Rheinländern gegründet, es folgten: Groß-Itajahy 1829, Klein-Itajahy 1835, Vargem Grande 1837, Sahi 1842, Santa Izabel 1847, Santa Leopoldina 1848. Die beiden deutschen Kolonien, welche die größte Blüte erreichten, entstanden 1850, Blumenau (s. d. 2) von Dr. Blumenau und Dona Francisca (s. d.) vom Hamburger Kolonisationsverein gegründet. Blumenau zählt jetzt etwa 53,000 Einw. und führte 1902 für 6 Mill. Mk. Produkte aus. Dona Francisca, mit der Zweigniederlassung São Bento, [584] Bahn dahin, hat 24,000 Bewohner. 1897 übernahm die neugegründete Hanseatische Kolonisationsgesellschaft (s. d.) die Rechte des Hamburger Kolonisationsvereins von 1849. Schon der alte Verein hatte von der Regierung 1895: 650,000 Hektar Land gekauft, diese wurden als Kolonie Hansa für Neuansiedelungen bestimmt. 1904 waren 174,874 Hektar vermessen und 25,190 Hektar davon verkauft. Die Kolonie Hansa bildet keine zusammenhängende Fläche, der wichtigste Teil liegt westlich von Blumenau mit Hammonia als Hauptort. Die in den 1860er und spätern Jahren entstandenen deutschen Kolonien sind auf dem Textkärtchen ersichtlich. Italiener haben sich zahlreich im Süden des Staates angesiedelt. Vgl. Lange, Südbrasilien etc. (2. Aufl., Leipz. 1885); v. Hundt, Die brasilianische Provinz S. (Gera 1887); Stutzer, Das Itajahytal und die Kolonie Blumenau (Goslar 1887); A. Hettner, Das südlichste Brasilien (»Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin«, 1891); Leyser, Deutsches Kolonistenleben im Staate S. (2. Aufl., Hamb. 1902); Gernhard, Dona Francisca, Hansa und Blumenau, drei deutsche Mustersiedlungen im südbrasilischen Staate S. (Bresl. 1900); Fabri, Deutsche Siedelungsarbeit im Staate S. (Hamb. 1902); »Deutsches Export-Handbuch für Brasilien« (Berl. 1906); Jannasch, Spezialkarte von S., Rio Grande do Sul und Uruguay, 1: 1,000,000 (Leipz. 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 584-585.
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