Thurn

[517] Thurn, Heinrich Matthias, Graf von, einer der Hauptführer des böhmischen Aufstandes unter Ferdinand II., geb. 1580, gest. 28. Jan. 1640, von protestantischen Eltern, erhielt vom Kaiser Rudolf II. das Burggrafenamt von Karlstein in Böhmen. Als einer der Haupturheber des Majestätsbriefes von 1609 wurde er von den Ständen zu einem der 30 Defensoren des Glaubens ernannt. Er gab, persönlich gekränkt durch die Entziehung des Burggrafenamtes, 23. Mai 1618 das Zeichen zum Aufstand der böhmischen Protestanten und ward dann zum Anführer des ständischen Heeres ernannt, mit dem er im Juni 1619 bis Wien vordrang. Nach der Schlacht am Weißen Berg, in der er mitkämpfte, floh er nach Siebenbürgen zu Bethlen Gabor, befehligte 1626 ein kleines Korps in Schlesien, schloß sich dann König Gustav Adolf von Schweden an und focht bei Leipzig 1631 und bei Lützen 1632 mit. Nach dem Tode des Königs ging er mit einem schwedischen Korps nach Schlesien, knüpfte dort mit Wallenstein nutzlose Unterhandlungen an und ward im Oktober 1633 mit seinen 2500 Schweden bei Steinau a. O. zur Kapitulation gezwungen, aber bald wieder freigegeben. 1636 veröffentlichte er in Stockholm eine »Defension-Schrifft«. Seinen Briefwechsel mit Friedrich V. und Elisabeth von der Pfalz veröffentlichte Fiedler im »Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen«, Bd. 31 (Wien 1864). Vgl. Hallwich, Heinrich Matthias T. als Zeuge im Prozeß Wallenstein (Leipz. 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 517.
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