[958] Urginĕa Steinh. (Meerzwiebel), Gattung der Liliazeen, Zwiebelgewächse mit schaliger Zwiebel, länglichen bis linealischen Blättern, nacktem, schaftartigem Stengel, endständiger einfacher Blütentraube, papierartigen, kugeligen oder oblongen, tief dreifurchigen Kapseln und flach gedrückten, flügelig gerandeten Samen. 24 Arten, von denen 10 am Kap, 10 im tropischen Afrika, 3 in Algerien, Sardinien und Korsika, eine in Indien. U. maritima Baker (Scilla maritima L.), mit kugelig eiförmiger, oft mehr als 2 kg schwerer Zwiebel, äußern trockenen, braunroten, innern schleimig-fleischigen, farblosen oder braunroten Schalen, langen, lanzettförmigen Blättern, vor ihnen erscheinendem, 1 m hohem Blütenschaft mit sehr reichblütiger Traube weißer, grünlich-purpurn gestreifter, sternförmiger Blüten, wächst sehr häufig an sonnigen Küsten des Mittelmeers und in den benachbarten pontischen und atlantischen Uferländern bis in die Bretagne und Normandie, auch auf den Kanaren und am Kap. Die mittlern fleischigen Schalen (Bulbus Scillae) werden besonders auf Malta, in Kalabrien und Spanien gesammelt. Sie sind sehr scharf, so daß sie auf der Haut Blasen erzeugen, nach dem Trocknen hornartig durchscheinend, geruchlos und schmecken schleimig, ekelhaft bitter. Die Zwiebel enthält bis 22 Proz. Zucker (wird daher in Griechenland auf Branntwein verarbeitet), viel Gummi, Schleim, einen Bitterstoff (Scillitin), Scillaïn und sehr spitzige Kristalle von oxalsaurem Kalk. Die Meerzwiebel wurde[958] als »Auge des Typhon« schon von den ägyptischen Priestern arzneilich benutzt. In Frankreich dient sie, mit Butter und Schmalz gekocht, als Ratten- und Mäusegift. Sie wirkt harntreibend, erregt in größern Dosen Brechen, Durchfall, Nierenreizung und kann, in sehr großer Menge genossen, sogar den Tod herbeiführen. Man benutzt sie als harntreibendes, Auswurf beförderndes, auch als Brechmittel, früher äußerlich als Hautreiz. Das Scillaïn wurde als Ersatz der Digitalis empfohlen.