Whistler

[580] Whistler (spr. ŭißler), James Me Neill, amerikan. Maler, geb. 11. Juli 1834 in Lowell (Massachusetts), gest. 17. Juli 1903 in London, verlebte einen Teil seiner Jugend in Petersburg, wo sein Vater als Ingenieur tätig war, besuchte 1851–54 die Militärakademie in West Point und widmete sich seit 1855 der Malerei in Paris, wo er das Atelier von Gleyre besuchte und mit Künstlern wie Degas, Bracquemond, Legros und Fantin Latour befreundet wurde. 1858 machte er seine ersten Radierversuche, die er 1859 nach seiner Übersiedelung nach London bei seinem Schwager Seymour Haden (s. Haden) fortsetzte. 1860 stellte er in London sein erstes bedeutendes Gemälde, Am Piano, aus. 1863 wurde sein Weißes Mädchen von der Jury des Pariser Salons zurückgewiesen, in dem berühmten Salon des Refusés aber viel bemerkt. Später lebte er dauernd in der Londoner Vorstadt Chelsea, besaß[580] aber auch ein Atelier in Paris. 1886–88 war er Präsident der Royal Academy of British Artists, seit 1898 der International Society of Sculptors, Painters and Gravers. – W. hat von allen modernen Künstlern das L'art pour l'art-Prinzip am zielbewußtesten durchgeführt. Figurenbilder, Bildnisse und Landschaften waren ihm in erster Linie »Harmonien« oder »Arrangements« in Farben. So stellte er das Bildnis seiner Mutter (im Luxembourgmuseum zu Paris) als Arrangement in grau und schwarz, das Th. Durets als Arrangement in schwarz und rosa aus. Daher kam sein vor Gericht ausgetragener Zwist mit Ruskin, der ihm vorgeworfen hatte, dem Publikum Farbentöpfe an den Kopf zu werfen, und den er dann in der Schrift »W. and Ruskin. Art and art critics« (1877) verspottete. Die bedeutendsten seiner durch höchste Tonschönheit ausgezeichneten Figurenbilder sind außer der Piano-Picture die vier Symphonien in weiß (Einzel- und Gruppenbilder weißgekleideter Mädchen, 1863–67), die Prinzessin aus dem Porzellanlande (1864), der goldene Schrein (1865, diese beiden in japanischem Kostüm), die Lange Leizen (1864) und der Balkon (1870), die besten Bildnisse außer den genannten die Carlyles (Corporation Art Gallery, Glasgow), Sarasates, des Schauspielers Irving als Philipp II., der Rosa Corder, der Lady Meux. Außerdem hat er viele Landschaften, besonders von der Themse, darunter die berühmten Nokturnos, gemalt. Wie er als Maler einen der allerersten Plätze in der modernen Kunst einnimmt, so steht er in seinen Radierungen, von denen die beiden Thamse Sets und der Venice Set die berühmtesten sind, und seinen Lithographien neben den ersten graphischen Künstlern aller Zeiten. Von seinen ebenso geistreichen wie sarkastischen Schriften sind noch zu nennen: »Ten o'clok« (Lond. 1888; deutsch, Straßb. 1904); »The gentle art of making enemies« (das. 1890, neue Ausg. 1904); »The baronet and the butterfly« (das. 1899). W. hat nicht nur die schottische, englische und amerikanische Kunst, sondern auch viele deutsche und französische Künstler stark beeinflußt. Vgl. Bowdoin, J. M. W. the man and his work (New York 1902); Eddy, Recollections and impressions of J. M. W. (das. 1903); Way und Dennis, The art of J. Mc Neill W. (Lond. 1905); Menpes, W. as I knew bim (das. 1905); Singer, James M. W. (das. 1905); Wedmore, Whistler's etchings (2. Aufl., das. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 580-581.
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