[749] Wordsworth (spr. ŭöddsŭöth), William, namhafter engl. Dichter, geb. 7. April 1770 zu Cockermouth in Cumberland, gest. 23. April 1850 in Rydal Mount, besuchte die Schule zu Hawkshead in dem malerischsten Teile von Lancashire, wo sich bei einem freien Schulleben seine Vorliebe für die Natur und deren Schönheit entwickelte, und studierte dann von 1787 an in Cambridge, hauptsächlich die englischen Dichter. Nachdem er 1791 graduiert worden, bereiste er Frankreich, wo ihm seine Begeisterung für die Revolution beinahe gefährlich wurde. Zurückgekehrt, schrieb er naturschildernde Dichtungen in der Art Goldsmiths und Cowpers: »The evening walk« und »Descriptive sketches« (1793). Dann lebte er mit seiner Schwester Dorothea (s. am Schluß) in verschiedenen Orten Südenglands. In Alfoxden 1797 bis 1798 verkehrte er intim mit Coleridge; die beiden Dichter wollten Ahnungen des Überirdischen auch in Personen und Dingen des gewöhnlichen Lebens und in schlichter Rede zum Ausdruck bringen; aus diesem romantischen Bestreben entsprangen die »Lyrical ballads« (1798), die sie gemeinschaftlich verfaßten. Es war das tonangebende Werk der Seeschule. Das nächste Jahr verbrachten die beiden Dichterfreunde in Deutschland. Dann ließ sich W. an den Seen Nordwestenglands nieder und heiratete 1803. Er entfaltete eine lange poetische Fruchtbarkeit, die aber an Qualität hinter seinen Jugendleistungen immer weiter zurückblieb. Die einträgliche Sinekure eines Stempelausgebers setzte ihn in den Stand, völlig seinen literarischen Beschäftigungen zu leben. »The excursion« (1814) ist seine dichterische Autobiographie, »The white doe of Rylstone« ein Versuch im romantischen Epos (1815); »Peter Bell« und »The waggoner« (1819), als mißglückte Humoresken, zogen den Hohn der damaligen literarischen Kritik auf ihn, und hundert Sonette auf die englische Kirchengeschichte vermochten ihn nicht abzuwenden. Erst seit den 1840er Jahren wurde man auf ihn wieder aufmerksam, 1843 wurde er poet laureate, und in den nächsten Jahrzehnten hat er von allen neuern Dichtern Englands auf seine Landsleute den tiefsten Einfluß geübt. Er war seit 1797 konservativ geworden, hatte ein warmes Herz für die bäuerliche Bevölkerung und stellte ihre altväterliche, fromme, natürliche Art den entarteten Gebildeten als Muster hin. Seine »Poetical works« wurden kritisch herausgegeben von Knight (Lond. 188286, 8 Bde.; neue Ausg. 1896 ff., 16 Bde.), Dowden (das. 1892, 7 Bde.) und Hutchinson (Oxf. 1895 u. ö., 1 Bd.); seine »Prose works« von Grosart (1875, 3 Bde.). Vgl. Christ. Wordsworth, Memoirs of Will. IV. (Lond. 1852, 2 Bde.); Calvert, W., a biographical and aesthetic study (Boston 1878); die Biographien von Myers (Lond. 1880), Knight (Bd. 911 seiner Ausgabe, 1889), Sutherland (2. Aufl., Lond. 1892), Elisabeth Wordsworth (das. 1891), Marie Gothein (mit Übersetzungsproben, Halle 1893, 2 Bde.), W. Raleigh (Lond. 1903); ferner »Wordsworthiana, a selection from papers«, hrsg. von der W.-Society (das. 1889); Herford, The age of W. (das. 1897); Yarnall, W. and the Coleridges (das. 1899); Rannie, W. and his circle (das. 1907), und zur Einführung: Andr. Baumgartner, W. W. nach seiner gemeinverständlichen Seite dargestellt (Zür. 1897). Über Wordsworths Schwester Dorothea (geb. 24. Dez. 1771, gest. 25. Jan. 1855), deren »Recollections of a tour in Scotland« 1774 von Shairpe und deren »Journals« von W. Knight (1897, 2 Bde.) herausgegeben wurden (3. Aufl. 1894), vgl. E. Lee, Dorothea W., the story of a sisters love (Lond. 1886, 2. Aufl. 1894); ferner »Letters of the W. family« (hrsg. von Knight, das. 1908, 3 Bde.).