Die Gestalt des Samens erscheint häufig mehr oder weniger kugelig, länglich-walzenförmig, flach-scheibenförmig, nierenförmig, selten halbmondförmig (z.B. bei Menispermum, Fig. 1, u.a.).
Die Samenschale ist häutig (z.B. bei Burmannia, Fig. 2, u. Stanhopea, Fig. 3) oder lederartig, krustig oder selbst holzig erhärtet, wie bei der Paranuß (Fig. 4) und bei Pangium edule (Fig. 5), wo die harte Schale starke, baumartig verzweigte Runzeln aufweist. In manchen beerenartigen Früchten, z.B. in denen der Stachelbeere und beim Granatbaum, ist die äußere Schicht der Samenschale fleischig und saftig, gleich dein Fruchtfleisch.
Der Nabel ist oft am reifen Samen stark in die Länge gezogen. Bei Pangium (Fig. 5) bildet er einen vortretenden Wulst an der Längskante des Samens, bei der Kalabarbohne (Fig. 6) stellt er eine von rotbraunen Wülsten begleitete Furche dar.
In der Nähe des Nabels bildet das Zellgewebe bisweilen eine Wucherung (Nabelanhang, strophiolum, auch caruncula oder spongiola), wie bei Viola (Fig. 7), Ricinus (Fig. 8), oder es entwickelt sich von hier aus mächtig zu einer mehr oder weniger den ganzen Samen einschließenden, meist lockern, oft beerenartig saftigen und gewöhnlich lebhaft gefärbten, zur Anlockung von samenfressenden Vögeln dienenden Hülle (Samenmantel, arillus), z.B. bei Evonymus und der Muskatnuß (Fig. 9, hier die sogen. Muskatblüte bildend). Auch am Samenmund bildet sich bisweilen eine Wucherung von Zellgewebe, das Keimwülstchen (caruncula oder cicatricula), z.B. bei Anamirta cocculus (Fig. 10).
Als Samenschwiele (spermotylium) bezeichnet man eine kleine vertiefte, oft durch abweichende Färbung ausgezeichnete Stelle in der Nähe des Nabels; der Samendeckel (Keimdeckel, operculum, embryotega) ist ein kegel- oder scheibenförmiger Teil der Samenschale, der die Mikropyle enthält und sich bei der Keimung deckelartig abhebt, z.B. bei Chamaerops, Typha (Fig. 11), Sparganium u.a. Das Sameneiweiß umhüllt den Embryo entweder allseitig (Fig. 13a, 7a), oder es liegt demselben seitlich an (Fig. 12a). Man bezeichnet es nach seiner Entstehung in oder außerhalb des Embryosackes als Endosperm oder Perisperm (s. Samenanlage). Im Samen der Kardamomen (Fig. 14) ist sowohl Endosperm als auch Perisperm enthalten.
Das Nährgewebe erscheint je nach seiner Beschaffenheit, der Verdickung seiner Zellmembranen und dem Inhalt seiner Zellen als hornig, knorpelig, fleischig, ölig, mehlig. Wo eine andre feste Samendecke fehlt (z.B. bei dem Dattelkern, Fig. 15, und der Kaffeebohne, Fig. 16), da gewinnt der harte Endospermkörper für den von ihm eingeschlossenen meist sehr kleinen Embryo zugleich die Bedeutung einer schützenden Hülle. Marmoriert (ruminat) heißt das Endosperm, wenn es, wie bei der Muskatnuß und dem Samen der Arekapalme, durch dunkler gefärbte Lamellen strahlig-buchtig durchsetzt wird.
Bei wenigen Pflanzen stellt der Keimling ein sehr unentwickeltes Körperchen dar, an dem weder ein typisches Keimwürzelchen noch Kotyledonen erkennbar sind, z.B. bei den Orchideen, Kuskuteen, Rafflesiazeen, Balanophorazeen, Orobanche, Monotropa, Utricularia etc. Da der Keimling infolge seiner Entstehung stets mit seinem Wurzelende dem Keimmund zugekehrt ist, so folgt aus den verschiedenen Richtungsverhältnissen der Samenanlagen (s.d.), daß der Embryo bei orthotropen Samenanlagen mit seinem Würzelchen der Placenta abgewendet (antitrop), bei anatropen ihr zugekehrt (homotrop) und bei kam- pylotropen in mehr oder weniger zur Placenta quer gestellter Lage (amphitrop) im Samen sich befindet. Er ist seiner Gestalt nach gerade (Fig. 7) oder gekrümmt (Fig. 13) oder selbst mehrfach gefaltet oder spiralig gewunden (z.B. bei Cuscata, Fig. 17f), so daß er auf jedem Schnitt durch den Samen mehrfach getroffen wird.
Bei manchen Monokotylen entwickelt das Keimblatt ein eigentümliches, bei der Keimung im Samen stecken bleibendes Absorptionsorgan, das zur Ernährung der jungen Keimpflanze bestimmt ist und den Inhalt des umgebenden Nährgewebes aufsaugt (s. Keimung, Fig. 1 bei g). Dieses Organ ist bei den Gräsern als Schildchen (scutellum) ausgebildet, das dem Endosperm anliegt und aus demselben bei der Keimung die Nährstoffe für den Keimling aufsaugt; s. Keimung, Fig. 1 bei a, b, c, und d.
Die biologischen Ausrüstungen des Samens bestehen vor allem in Schutzmitteln für den ruhenden Keim gegen schädliche Einflüsse der Temperatur, der Feuchtigkeit und besonders gegen mechanische Verletzungen, denen durch den anatomischen Bau der Samenschale und oft auch des Nährgewebes vorgebeugt wird, ferner in Vorkehrungen, die die Befestigung des Samens im Keimbett befördern (s. Keimung, S. 815), und endlich in Einrichtungen, die zur Verbreitung der Samen durch Wind, Wasser oder Tiere beitragen (s. Aussaat, natürliche, und Verbreitungsmittel der Pflanzen). Dahin gehören die Flügelleisten (Fig. 18) und Haarschöpfe (Fig. 19). Bei Epiphyten (z.B. Vriesea, Fig. 20) dienen Haarbildungen an der Samenschale nicht selten zugleich zum Aufkleben der Samen an den der Pflanze zusagenden Standorten.
Zahlreiche Samen besitzen an ihrer Oberfläche eine bei Benetzung schleimig verquellende Zellschicht; die reifen Samen von Lythrum und Cuphea viscosissima (Fig. 21) bedecken sich bei Befeuchtung mit Haaren, die als ein vielfach zusammengewickelter Schleimfaden im Innern der Oberhaut entstehen und zuletzt frei austreten (bei 21 a); an diese klebrigen Haarfäden heften sich Erdpartikelchen fest, wodurch die Samen im Keimbett befestigt werden. Bei Luzula pilosa entwickeln die Samen (Fig. 22) ein großes, durchscheinendes Anhängsel, das zur Reifezeit anschwillt und dadurch die umschließende Fruchtkapsel zum Öffnen zwingt.
Merkwürdige Lebensbeziehungen existieren zwischen den Samen und gewissen Ameisen; letztere tragen z.B. die kokonähnlichen Samen, von Melampyrum-Arten ein, die am Chalaza-Ende einen sackförmigen, von einer Flüssigkeit erfüllten Auswuchs besitzen und durch diesen die Tiere anlocken.
Auch die durch eine große Nabelschwiele ausgezeichneten Samen von Asarum, Chelidonium (Fig. 23), Cyclamen, Moehringia, Sanguinaria, Viola- und Euphorbia-Arten u.a. werden von Ameisen in deren Bau eingetragen und unbeschadet der Keimkraft des Samens ihrer Nabelschwiele beraubt. Die Ackerbauameisen (Myrmica molificans) in den Savannen von Texas und Mexiko betreiben die Kultur einer Grasart (Aristida oligantha), indem sie um ihre Nester die übrige Vegetation ausrotten und das genannte Gras aussäen. Über Samen, die schon innerhalb der Frucht zu einer weit entwickelten Keimpflanze anwachsen, s. Lebendiggebärende Pflanzen.
Adelung-1793: Same, der · Canarien-Same, der · Pflanzen
Brockhaus-1837: Same · Pflanzen
Brockhaus-1911: Same · Pflanzen · Zweihäusige Pflanzen · Zweisamenlappige Pflanzen · Zweijährige Pflanzen · Fleischfressende Pflanzen · Bedecktsamige Pflanzen · Insektenfressende Pflanzen · Leuchtende Pflanzen und Tiere · Lebendiggebärende Pflanzen
DamenConvLex-1834: Geschlechter der Pflanzen · Durchwintern der Pflanzen · Pflanzen
Herder-1854: Vielmännerige Pflanzen · Zweiweibige Pflanzen · Zwölfmännerige Pflanzen · Einhäusige Pflanzen · Einjährige Pflanzen · Heidelbeerartige Pflanzen
Kirchner-Michaelis-1907: Pflanzen
Meyers-1905: Ernährung der Pflanzen · Transpiration der Pflanzen · Variationsstatistik der Pflanzen · Eierstock der Pflanzen · Verbreitungsmittel der Pflanzen · Stickstoffaufnahme der Pflanzen · Nachtschlaf der Pflanzen · Leuchten der Pflanzen · Haare der Pflanzen · Gelbsucht der Pflanzen · Sinnesorgane der Pflanzen. · Beschattung der Pflanzen · Beschneiden der Pflanzen · Atmung der Pflanzen · Wurmkrankheiten der Pflanzen · Wundsäule der Pflanzen · Bestäubung der Pflanzen · Verspillerung der Pflanzen · Vermehrung der Pflanzen · Vergeilen der Pflanzen · Winterschutz der Pflanzen · Bleichen der Pflanzen · Same [1] · Same [3] · Same [4] · Same [2] · Lebendiggebärende Pflanzen · Chimenophile Pflanzen · Bodenvage Pflanzen · Einsamenlappige Pflanzen · Einjährige Pflanzen · Atmosphärische Pflanzen · Amphibische Pflanzen · Bodenstete Pflanzen · Bodenholde Pflanzen · Fette und Öle liefernde Pflanzen und Tiere · Heilige Pflanzen · Hanfartige Pflanzen · Kosmopolitische Pflanzen · Insektenfressende Pflanzen · Geokarpe Pflanzen · Fleischfressende Pflanzen · Gerbmaterialien liefernde Pflanzen · Geophile Pflanzen
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