Apfelbaum

[596] Apfelbaum (Pyrus malus, L.), 1) bekannte Art aus der Gattung Birnbaum (Pyrus, s.d.) u. der Untergattung A. (Malus), ein in gemäßigten u. heißen Klimaten verbreiteter u. selbst in den kälteren leicht ausdauernder Obstbaum, ursprünglich noch jetzt in unseren Wäldern einheimisch, als Holzapfelbaum mit saueren Früchten, als Strauch (Apfeldorn, Johannis-A.), zu Hecken angewendet, ist erst durch Cultur vorzüglich nutzbar geworden. Er gedeiht nur im gemäßigten Klima, weniger in Italien, SFrankreich, Spanien, nördlich von der Breite von Petersburg an fast gar nicht. Schon durch die Griechen kamen Arten, später durch die Römer, welche deren 29 kannten, aus Ägypten u. aus Asien nach Europa. Jetzt sind allein in Deutschland mehrere 100 Varietäten bekannt. Der A. kommt am besten auf freien, der Sonne u. Luft offenen, gegen Mittag u. Morgen gelegenen Plätzen in schwarzem, lehmigem, nicht zu feuchtem Boden fort, auch auf Abhängen, selbst auf Felsen gedeiht er. Er bedarf erst aller 4 Jahre der Düngung, darf aber wegen des Flachwurzelns nicht zu tief gesetzt werden. Hochstämmige sind 25–30 Fuß aus einander zu pflanzen, geben aber nur alle 2–3 Jahre eine gute Ernte. Der A. erreicht oft ein Alter von mehr als 100 Jahren. Man unterscheidet hohe A. (Hochstämme von 20–30 Fuß), niedrige A. (Zwergstämme od. Franzbäume), die mehr buschartig wachsen. Man erzielt die besseren Arten der Früchte durch Ziehen aus Kernen, Oculiren, Pfropfen, Copuliren etc. Bei Veredlung von Wildlingen bekommt man dauerhaftere Stämme, von aus guten Kernen gezogenen Stämmen schmackhaftere Früchte. Außer den Früchten wird das schöne bräunliche u. leichte Holz des A-s (Apfelbaumholz) zu Tischler-, Schnitz- u. Drechslerarbeiten benutzt; das des Holz-A-s ist dichter u. dauerhafter. Die Apfelbaumrinde, bes. die vom wilden A., enthält gestoßen einen Farbestoff, der bes. zum Kattundruck die amerikanische Quercitronrinde ersetzt. Man versetzt sie bes. mit essigsaurer u. holzessigsaurer Thonerde, zu Olivengrün mit Eisenbeize, durch Zusatz von Krapp erhält man alle Schattirungen von Chamois bis Hochorange. Die Früchte des wilden A-s, Holzäpfel genannt, schmecken sehr herbe u. sauer u. sind daher für Menschen fast ungenießbar, sie sind jedoch eine gute Äsung für das Wild u. auch das Rindvieh frißt sie gern. Es wird ein guter Essig u. Branntwein aus ihnen bereitet u. die Samen geben Öl. Die cultivirten edleren Sorten (s. Äpfel) geben auch einen vortrefflichen Cider (Äpfelwein); officinell sind die säuerlichen Sorten (Poma acidula) zur Bereitung des apfelsauren Eisenextracts u. der apfelsauren Eisentinctur, zu denen man vorzüglich Borsdorfer u. Renetten wählt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 596.
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