Copuliren

[432] Copuliren (v. lat.), 1) Verbinden; daher 2) Trauen; 3) (Gärtn.), Veredlungsart der Obst- u. Maulbeerbäume u. Zierpflanzen. Das Verfahren bei allen diesen Gewächsen ist im Wesentlichen gleich u. besteht darin, daß man durch 2 Schnitte ein Edelreis mit dem Wildling so verbindet, daß beide Zweige in einen zusammenwachsen. Das C. ist die leichteste aller Veredlungsarten u. geschieht von Mitte März bis Ende April, wenn die Gewächse zu treiben anfangen. Die Copulirreiser von edleren Bäumen müssen mittelmäßig dick sein, man nimmt am liebsten Sommerschossen mit 3–4 Augen u. schneidet sie kurz vor dem C. od. vom Decbr. bis Febr. vom Mutterstamme. Die einfachste Methode (Holycksche) mit dem sogen. Rehfußschnitt ist die beste, wenn der Wildlingsstamm u. das Reis von gleicher Dicke sind; sie besteht entweder in einem bloßen schrägen od. in einem etwas bogigen Schnitt des Reises u. des Stämmchens; man paßt die Schnittflächen so genau auf einander, daß Rinde auf Rinde, Holz auf Holz u. Kern auf Kern genau passen; hierauf verbindet man sie mit dem Copulirband, einem Streifen stark geleimten Papieres, Bastes od. Bandes, windet dies erst einige Mal um die Copulirstelle herum u. legt die beiden Enden des Bandes übers Kreuz um Stamm u. Reis so fest, daß das Reis nicht vom Stamme verrückt werden kann. Eine Modification dieses Verfahrens ist das Trianguliren bei stärkeren Stämmchen, od. das C. mit dem Kleberreise; hier plattet man erst den Wildling ab; Keil u. Abflachung macht man 1 Zoll lang, schneidet das Reis an der dem untersten Auge entgegengesetzten Seite gleich unterhalb dem Auge bis fast zur Hälfte seiner Dicke durch u. spitzt es gegen das Ende hin stach ablaufend an dieser Seite zu. Nun schneidet man die Rinde des Keils der Länge nach mit etwas Holz ab, paßt das Edelreis darauf, daß es genau auf dem Wildling aufsitzt, u. verbindet es mit dem Copulirband. Die Copulirmethode nach Wredow besteht darin, daß man Stamm u. Edelreis, wenn sie von gleicher Dicke sind, quer durch gerade abschneidet, das Edelreis genau auf den Stamm stellt, um die zusammengefügte Stelle etwas Baumwachs streicht u. an 2 entgegengesetzten Seiten einen dünnen Span an Stamm u. Edelreis bindet. Schmieriger ist die Englische Methode, auch Zungenpfropfen genannt, bei welcher das. Reis zungenförmig geschnitten wird, u. noch mehr die sog. Bambergische Art, auch Anglocken genannt, wo dem Wildling wie dem Reise eine Zunge geschnitten wird. Das Wurzel-C. geschieht mit frischen, 4 Zoll langen, mit einigen Haarwurzeln versehenen Wurzeln, auf die man Edelreiser mit 4 Augen setzt. Die copulirten Wurzeln werden so tief eingesetzt, daß die Erde die Copulirstelle reichlich 2 Zoll bedeckt, das oberste Auge muß aber über der Erde stehen. Wenn die Augen in der Erde Wurzel geschlagen haben, schneidet man den wilden Theil der Copulirstelle weg u. versetzt das Stämmchen in die Pflanzschule. Das Wurzel-C. kann im Winter in der Stube geschehen; die copulirten Wurzeln setzt man dann in Sand u. im Frühjahr ins Freie. Das C. der Zierpflanzen geschieht, wenn sie die Dicke einer Gänsefeder haben, mit Reisern von nur 2–9 Augen von dem Ende der mittleren Seitenäste von jungem, vorjährigem, gut gereiftem Holze. Das Edelreis wird an die Unterlage mit Leinenbinden so befestigt, daß die Rinde nicht gepreßt wird; Edelreis u. Unterlage bindet man zum Schutze gegen den Wind an einen Stab. Das zum C. angewendete Messer (Copulirmesser) kann ein Federmesser sein, nur muß dessen Klinge fest im Hefte stehen u. mit gerader Scheide versehen sein. 4) (C. der Bienen), eine Methode der Vermehrung der Bienen, s. u. Biene.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 432.
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