Elis

[641] Elis, 1) (a Geogr.), Landschaft im westlichen Theil des Peloponnes, zwischen Achaia, Arkadia, Messenia u. dem Ionischen Meere; war 60 QM. groß; hatte die Gebirge Skollis, Pholoe, Minthe, Kromios u. Lapithas; die Vorgebirge Araxos, Hyrmine, Ehelonatas u. Ichthys; war bewässert von den Flüssen Larisos, Selleis, Jardanos, Peneos mit Ladon, Alpheos mit Parthenias, Leukyanias, Harpinnates, Enipeus, Acheron etc., Anigros, Neda, welche sich in die 3 Meerbusen Kyllenes, Chelonites u. Kyparissios ergossen; es hatte in seinen Thälern schöne Weideplätze u. gute Pferdezucht. Getheilt wurde das Land in Koile E. (das Hohle E.) im NW., eine muldenförmige Ebene zwischen den zwei Asten des Pholoegebirges, der fruchtbarste Theil; Akrorea, der nördliche Gebirgsstrich; Pisatis, südlich der vorigen, von der Küste bis an Arkadien; Triphylia, der südlichste Theil zwischen Peneos u. Neda. E. genoß, weil auf seinem Boden der Olympische Tempel, das griechische Nationalheiligthum, stand, die Vortheile eines heiligen Landes, welches beständig von Verwüstungen frei bleiben sollte, u. welches Heere nur nach Ablegung der Waffen durchziehen konnten. Die Verfassung war oligarchisch; es bestand eine Gerusie aus 90, auf Lebenszeit aus edlen Familien gewählten Männern, daneben noch eine aus 600 Mitgliedern. Grundstücke durften nicht verpfändet werden, damit möglichst Gleichheit unter den Einwohnern blieb. 2) Hauptstadt der Landschaft am Peneos, mit dem Hafen Kyllene, Haupt des Elischen Städtebunbes u. Sitz des Bundesrathes; sie war reich an schönen Gebäuden u. Kunstwerken griechischer Meister E. entstand unter Oxylos, indem mehrere Dörfer zusammengezogen wurden; nach Anderen geschah dies erst um 470 v. Chr.; jetzt Paleopoli mit der Burg Kaloskopi (Belvedere).

Die Ureinwohner von E. waren Autochthonen, zu welchen später Epeer u. Ätoler einwanderten; auch Kaukonen u. Minyer wohnten hier, welche alle unter dem Namen Elēer od. Elier zusammengefaßt wurden. Als Könige des eigentlichen E. nennt die Mythe Endymion u. Epeios; nach Letzterem waren die Bewohner Epeer genannt; Endymions Sohn, Ätolos, floh wegen eines Mordes aus E., u. ihm soll Eleios in der Regierung gefolgt sein, nach welchem die Einw. Eleer genannt wurden. Zu den Nachkommen des Epeios gehören Alektor u. Amarynkeus (s.d.); des Ersteren Mitregent war Phorbas (s.d.). In Pisatis herrschte Pelops (s.d) u. dessen Familie; in Triphylia die Familie des Salmoneus, zu welcher Neleus u. Nestor gehörten, welcher Letztere mit den Eliern Theil am Trojanischen Kriege nahm. Als die Dorier u. Ätoler 80 Jahre nach dem Trojanischen Kriege den Peloponnes eroberten, kam E. an Oxylos Tode vertauschten der Letzteren. Nach des Oxylos Tode vertauschten die elischen Städte das Königthum mit einer oligarchischen Verfassung, waren aber zu dem Elischen Städtebund vereinigt, dessen Sitz die Stadt E. war. Die Agonotheten bei der Feier der Olympischen Spiele waren bis zur Rückkehr der Herakliden ursprünglich die Pisaten. Seitdem die Eleer diese Würde für sich in Anspruch nahmen, erhielten die Spiele eine größere Bedeutung als Nationalfeste des Ätolodorischen Stammes. Noch mehr wurden dieselben gehoben, seitdem Lykurgos u. Iphitos 888 v. Chr. die Olympischen Spiele erneuerten, den Olympischen Gottesfrieden einrichteten (s. oben) u. seit 776[641] die regelmäßige Aufzeichnung der Sieger begann. Da das Gebiet von E. von den Griechen für neutral u. unverletzlich gehalten wurde, so gelangten die Eleer nie zu einer Kriegsmacht u. nahmen fortwährend in Bezug auf die politische Entwickelung Griechenlands eine untergeordnete Stellung ein. Doch nahmen sie einigen Theil an den Perserkriegen u. an der Vertheidigung des Peloponneses, in dessen Angelegenheiten sie fortan verwickelt waren. In der späteren Zeit, wo der Peloponnes selbst in Factionen gespalten war, hielten sie sich zu dem Ätolischen Bunde u. lebten fortwährend in Fehde mit den Arkadiern. Nach der Auflösung des Ätolischen Bundes theilte E. dessen Loos, s. Griechenland (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 641-642.
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