[372] Gladstone (spr. Gläddston), Sir William Ewart, geb. 1809 in Liverpool, studirte in Oxford, unternahm dann eine Reise nach dem Festlande, wurde 1834 für die Stadt Newark in der Grafschaft Nottingham ins Unterhaus gewählt u. vertrat dieselbe, conservativen Grundsätzen huldigend, bis 1845. Bald nach dem Eintritt ins Parlament u. nachdem Ende 1834 das Toryministerium unter Peel ans Ruder gekommen war, wurde er Mitglied des Schatzamtes u. 1835 kurze Zeit Unterstaatssecretär für die Colonien. 1841 abermals in den Geheimen Rath berufen, übernahm er die Vicepräsidentur[372] des Handelsamtes u. nach 2 Jahren erhielt er den Vorsitz in diesem Collegium. In den Jahren 1842, 1843 u. 1846 sprach er mit Energie gegen die Aufhebung der Korngesetze, 1845 aber für die Maynoothbill. Noch in diesem Jahre übernahm er, nach Lord Stanleys Rücktritt, das Amt des Colonialministers, legte jedoch im Juli 1846 wieder nieder u. wurde im Sommer 1847 von der Universität Oxford ins Unterhaus gewählt Am 15. Juni 1849 wurde sein Antrag in Betreff der Indemnitätsbill Canadas vom Hause der Gemeinen verworfen, u. seine Popularität sank immer mehr. In Folge einer Reise, welche G. 1850 nach Italien unternahm, erschienen im Juli 1851: Two letters to the Earl of Aberdeen on the Stateprosecutions of the Neapolitan Government, Schilderungen der Grausamkeiten in Neapel gegen die Männer der Revolution von 1848, vorzüglich gegen Poerio. Obgleich die Times diese Schilderungen für übertrieben erklärte, so verursachte doch diese Broschüre in England u. Frankreich großes Aufsehen u. in kurzer Zeit erschienen 13 Auflagen. Die Sache nahm einen politischen Charakter an, denn Lord Palmerston sandte auf diplomatischem Wege dieses Pamphlet an die ersten Cabinete Europas u. ließ die Schrift auch durch Lord Cowley dem Deutschen Bundestage übergeben, welcher jedoch diese Aufzeichnungen über Neapel als eine unsolide u. unrichtige Arbeit bezeichnete. Zur Entkräftung der Stadstoneschen Anklage schrieb M' Farlane die Gegenschrift: The Neapolitan Government and Mr. Gladstone. Diese Angelegenheit hatte G-s gesunkene Beliebtheit wieder gehoben, allein als im Jahre 1852 sein offenes Hinneigen zum Puseyismus immer sichtbarer ward, wurde sein Ansehen wieder geschwächt. In der Sitzung von 1852 gehörte er zur Opposition. Bei der Neuwahl in diesem Jahre trat er wieder für die Universität Oxford ins Unterhaus u. wurde nach dem Falle des Disraelischen Cabinets, im Dec. 1852, Schatzkanzler im neuen Ministerium. Sein 1853 vorgelegter Finanzplan wurde günstig aufgenommen, u. bei der Abstimmung im Unterhause ging das Staatsbudget, beziehendlich der Einkommensteuer, durch; ebenso seine Erbsteuerbill Auch in der Sitzungsperiode von 1854 wurde die Vorlage seines Budgets u. seine Finanzvorschläge angenommen. Der Roebuksche Antrag im Jan. 1855 im Unterhause, über die Kriegführung in der Krim Untersuchungen anzustellen, erschütterte das Coalitionsministerium, u. G. reichte am 29. Jan. mit seinen Collegen seine Entlassung ein. Die Aufforderung, im Febr. 1858 ins Ministerium Derby einzutreten, lehnte er ab u. ging Ende 1858 als außerordentlicher Lordobercommissär nach den Jonischen Inseln, um ein besseres Verhältniß zu Eugland herzustellen, trat den Bestrebungen des dortigen Parlaments, welche eine Union mit Griechenland erzielten, entgegen u. verließ, nachdem der eigentliche Zweck seiner Mission gescheitert war, im Februar 1859 Corfu u. kehrte nach England zurück. Er schr.: Homer and the Homerio Ages, Oxf. 1858, 3 Bde., u. übersetzte Farinis Werk über die röm. Geschichte von 181550, Lond. 1852, 3 Bde.