Gurwhal

[788] Gurwhal (Gurwal, spr. Gurrwal), ostindisches Fürstenthum unter britischem Schutze, am Himalaya zwischen Tibet u. britischen Gebieten von 30°2'. – 31°20' nördl. Br. u. 95°34'_– 96°59' östlicher Länge (v. Ferro) gelegen, etwa 213 QM. groß; ein Alpenland, das durch die Stromthäler des Tons, Jumna, Bhageerattee, Bhillung, Mandakini, Aluknunda, Aglar, Pabur, Rupin, Soong, Budiar Banal etc. zerspalten ist u. im nördlichen u. nordöstlichsten Theile, dem höchsten des sich nach dem Gangesbecken neigenden Landes, mehrere Riesengipfel von über 20,000 Fuß Höhe, wie der Pik von Kedarnath mit 23,062 Fuß, besitzt. Nach der Höhe der Landschaften sind Klima u. Production verschieden. Die vorzüglichsten Producte des Ackerbaues sind Reis, Ingwer, Hanf etc. in den wärmeren Gegenden des Unterlandes; in den höheren Gegenden, oft auf terrassirten Berghängen, Weizen, Gerste, Buchweizen etc., Mohn allenthalben. Fruchtbäume sind wenig angepflanzt. Die Viehzucht beschränkt sich auf eine kleine Race von Rindvieh, auf grobwollige Schafe u. auf Ziegen; Pferde sind selten, Esel unbekannt. Von reißend en Thieren finden sich im höheren Gebirge häufig Bären, in den niederen Landestheilen Tiger u. Leoparden. Die Zahl der Einwohner beträgt etwa 100,000. Anfänglich zerfiel G. in etwa 20 kleine Staaten, die im 14. Jahrh. durch einen kühnen Abenteurer, der aus Hindostan stammte, vereinigt wurden. Vor dem Einfalle der Goorkhas 1803 besaß der Raja von G. außer dem jetzigen Fürstenthum noch den fruchtbaren District von Dehra-Doon u. einen großen Theil der jetzigen britischen Provinz Kumaon. Als 1803 der Raja Pardumin-Shah von den Goorkhas geschlagen war u. auch dessen Sohn Sheeo Dursun Shah eine Schlacht verloren hatte, wurde das Land von den Goorkhas durch Abführung vieler Bewohner in die Sklaverei sehr entvölkert. Als 1815 die Ostindische Compagnie der Herrschaft der Goorkhas ein Ende gemacht hatte, wurde Sheeo-Dursun-Shah eingesetzt, das ehemalige Fürstenthum aber auf seinen gegenwärtigen Umfang reducirt. Das Einkommen desselben beträgt etwa 60,000 Rupien jährlich.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 788.
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