Oase

[170] Oase (v. gr. Oāsis), ein größerer od. kleinerer, mit Wasser u. in Folge davon auch mit Vegetation versehener Landstrich od. Platz in den Wüsten Asiens, hauptsächlich aber Afrikas. Schon die Alten kennen die Oasen Afrikas zum Theil; Herodot nennt nur Eine in Oberägypten, betrachtet sie als Stadt u. nennt sie Insel der Seligen. Spätere nennen sie die Große O. (O. magna, O. von Theben, j. Wah el Kebir); Ptolemäos kennt schon die zweite Kleine O. (O. parva, Wah el Bahire, od. Bahnasa el Kassar) in Mittelägypten, beide bildeten besondere Nomen; Strabo erwähnt noch eine dritte, die ägyptische Oberherrschaft anerkennende O., nämlich die O. des Jupiter Ammon, j. Siwah. Unter den römischen Kaisern dienten die Oasen öfters als Verbannungsorte. In dem Mittelalter wurden durch arabische Geographen noch mehre bekannt, u. jetzt ist die Zahl der bekannten O-n sehr groß (hier werden jedoch nur die dem Vicekönig von Ägypten tributären O-n aufgeführt werden, während alle anderen unter ihren Specialnamen zu suchen sind). Alle ägyptischen O-n zeichnen sich durch großen Reichthum an Dattelpalmhainen u. Fruchtgärten mit Weinstöcken, Feigen-, Granat-, Citronen- u. Pomeranzenbäumen aus. Die Datteln bilden die Hauptnahrung der Einwohner; mit dem Mehrertrage an Datteln bezahlen sie ihren Tribut, od. verhandeln dieselben nach Ägypten od. an die durchziehenden Karavanen, für welche die O-n immer Stationsplätze sind. In einigen O-n ist der Wasserreichthum so groß, daß das Klima sehr ungesund wird. a) Die Große O., Wah el Kebir, die südlichste Oberägyptens, zieht sich von der Grenze Nubiens über 20 Meilen lang u. 2–3 Meilen breit, nach Norden, ist sehr heiß, hat mehre mineralische warme u. kalte Quellen, sogar einen Bach u. großartige unterirdische Wasserleitungen. Aus dem Alterthum sind zahlreiche Tempel- u. andere Ruinen vorhanden. In mehren Städten u. Dörfern wohnen etwa 8000 Ew., die bes. viel Reis ausführen u. Alaun erzeugen; Hauptort ist El Chardschah; b) die Kleine O., Wah el Bahire, ein etwa 31/2 Meilen langes u. 11/2 Meilen breites, fruchtbares, aber ungesundes, mit Ruinen aus dem Alterthum bedecktes, wasserreiches Becken, worin auch mineralische u. thermalische Quellen häufig sind; Hauptort ist El Kassar; c) Siwah, die Ammonsoase im Alterthume, 11/2 Meilen lang, 11/4 Meilen breit, seit 1819 Ägypten tributpflichtig, doch im Übrigen unabhängig, hat 8000 Ew., welche unter 5 einheimischen Scheikhs stehen. Die O. hat mehre kleine Seen u. bei überhaupt reicher Bewässerung eine ganz ungemeine Fruchtbarkeit; der Hauptort gleiches Namens treibt bedeutenden Dattelhandel nach Ägypten; d) El Hair, kleine quellenreiche O. im Süden der Kleinen O., enthält ebenfalls viele Ruinen; e) Wah el Farafreh, ein mit gut bewässerten Gärten voll Öl-, Feigen-, Granatbäumen u. Dattelbalmen bedeckter grüner Fleck inmitten eines unermeßlichen Sandmeeres; f) Wah el Dakleh od. El Gharbi, d.h. die O. des Westens, die westlichste O., welche Ägypten Tribut zahlt, westlich von Theben, mit vielen warmen Eisen- u. Schwefelquellen, sehr fruchtbarem Boden, schönem Acazienwalde u. einiger Indigoproduction. Die 6000 Ew. bewohnen 12 Dörfer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 170.
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