[614] Paphlagonĭa, Landschaft Kleinasiens, grenzte in Norden an das Schwarze Meer, in Westen an Bithynien, durch den Parthenios getrennt, in Süden an Galatien, durch das Gebirg Orminion geschieden, in Osten an Pontos, von welchem es der Halys trennte; das Land war, bes. in seinem südlichen Theile, sehr gebirgig, hatte aber in Norden auch größere Ebenen; das Hauptgebirg Orminion sendete mehre Seitenzweige nach Norden, namentlich den Skorabos u. Kytoros, inmitten des Landes war der Olgassys; Vorgebirge: Karembis u. Syrias; außer den Grenzflüssen Parthenios u. Halys hatte das Land nur kleine Küstenflüsse, so Sesamos (Amastris), Ochosbaues (Ochthomanes), Euarchos, Zalekos; im Innern strömte der Amnias, ein Nebenfluß des Halys. Nach der Lage des Landes waren die Producte sehr verschieden; es gab in den Küstenländern alle südlichen Gewächse, selbst Ölbäume, berühmt war der Buchsbaum vom Kytoros, gesucht war der Zinnober aus P., dann gab es treffliche Pferde, Maulthiere, gute Schafe, Wild u. Fische. Das innere Land zerfiel in die östlichen Bezirke Blaene, Domanetis, Pimolisene, Kimialene u. in die westlichen Timonitis, den des Gezaiorix, Marmolitis, Senisenen. Potamia; die wichtigsten Städte waren an der Küste: Amastris (Sesamos), Kytoros, Ägialos, Kimolis, bes. Sinope; im Innern: Pompejopolis (später Dokea) u. Gangra. Die Landschaft begriff etwa das heutige Ejalet Kastemuni.
In P. sollen die alten Heneter gesessen haben, welche unter Pylämenes im Trojanischen Kriege auf der Seite der Troer kämpften, weshalb auch das Land, namentlich von Dichtern, Pylämenia genannt wird; später waren die Heneter ganz verschwunden; die römischen Historiker fanden sie in den in Norditalien eingewanderten Venetern. Über die Paphlagŏnes selbst sind die Ansichten verschieden, indem Einige dieselben zum Stamme der Syrer rechnen, also für Stammverwandte der Kappadoker ansehen; Andere dagegen sie zu den Phrygern zählen u. als verschieden von den Kappadokern annehmen. Sie waren kriegerisch, bes. gute Reiter, aber rohe u. abergläubische Leute u. politisch bis zur Zeit des Krösos frei, wurden aber von diesem König unterjocht u. kamen mit Lydien 542 v. Chr. durch Kyros d. Gr. unter persische Herrschaft. Doch machten sich die persischen Satrapen des Landes bald unabhängig, so daß zur Zeit des jüngeren Kyros paphlagonische Könige erwähnt werden. Sie wurden dann den Makedonern tributpflichtig, aber nach Alexanders d. Gr. Tode hörte die Herrschaft der paphlagonischen Fürsten auf, u. das Land kam mit Kappadocien an Eumenes, nach dessen Sturz aber an die Könige von Pontos. Während die Küstenstrecke, meist von Griechen bewohnt, unter pontischer Herrschaft blieb, erscheinen im Innern bald wieder eigene Könige, namentlich Prinzen aus dem Königshause Pontos, welche sich mit Hülfe der Römer auch hielten u. diesen in den Kriegen gegen Pontos beistanden; kurz vor u. in dem Kriege mit Mithridates werden als solche Fürsten P-s genannt: Morzes um 224, Pylämenes I., Euergetes, 131 Bundesgenoß der Römer gegen Pergamum, Pylämenes II., Zeitgenoß des Mithridates, dessen Söhne Pylämenes 111. u. Attalos, denen die Römer unter Pompejus einige Landstriche in den südlichen Gegenden gaben. 46 kommt hier Kastor vor, Enkel des Dejotar von Gallogräcien; daher erst Augustus nach Dejotars Tode P. mit Bithynien vereinigte u. zur römischen Provinz machte. Im 1. Jahrh. n. Chr. wurde P. zur Provinz Galatia geschlagen u. machte erst unter Constantin wieder eine eigene Provinz aus, mit Ausnahme des östlichen Theiles, von Sinope bis zum Halys, welcher unter dem Namen Helenopontos zur Provinz Pontos gezogen wurde, mit welcher sie später das Schicksal theilte.