[877] Perturbation (v. lat.), 1) Trübung, Störung; 2) die Abweichung, welche ein Himmelskörper in seiner Bahn um einen anderen durch die Gravitation eines ihm nahen dritten Weltkörpers erleidet. Die Berechnung derselben, namentlich auf die große Zahl der Weltkörper unsers Sonnensystems gleichzeitig ausgedehnt, ist so schwierig, daß eine allgemeine strenge Auflösung alle Kräfte der Analysis bei weitem übersteigt. Die Bahn jedes Planeten ist in Folge der wechselnden Annäherung u. Entfernung der andern Planeten eine in jedem Augenblick sich ändernde krumme Linie. Die große Entfernung der Himmelskörper jedoch, vermöge deren eine Distanz von mehren 1000 Meilen hinter dem Spinnwebfaden des Fernrohrs verschwindet, die große Präponderanz der Sonne, durch welche alle P-en überhaupt nur sehr klein sind, so daß man nicht nöthig hat, bei Berechnung der Störungen der Erde zugleich die Störungen z.B. des Jupiter mit in Rechnung zu ziehen, sondern voraussehen kann, daß dieser Planet ohne P-en sich bewege u. daß also die Rechnung sich immer nur auf drei Körper auf einmal erstreckt (Problem der drei Körper), u. andere Umstände sind Ursache, daß man die P-en wenigstens annähernd u. so genau als es selbst für unsere besten Instrumente erforderlich ist, berechnen[877] kann. Man theilt sie übrigens ein in periodische P-en, die auf die jedesmalige Stellung des Planeten in seiner Bahn bezügliche, u. in säculare P-en, die Änderungen der Elemente seiner Bahn. Die Berechnung der P. macht die Hauptarbeit der Astronomen aus. Durch Berechnung der bis dahin noch unerklärten P. des Uranus entdeckte Le Verrier analytisch den Neptun. 3) (Perturbatio critĭca), nach der Humoralpathologie die Zunahme der Störungen, welche einer Krise vorhergehen u. diese andeuten.