Protze

[648] Protze, sie dient als Vorderwagen der Kanonen u.[648] Haubitzlaffeten, welcher von diesen getrennt (abgeprotzt) wird, wenn das Geschütz feuern, u. damit verbunden (aufgeprotzt) wird, wenn es bewegt werden soll. Die P-n sind nach der Construction: a) Kastenprotzen, sie bestehen bei den Wandlaffeten aus einer eisernen Achse mit zwei Rädern, welche niedriger als die der Laffete sind, um das Auf- u. Abprotzen zu erleichtern u. einen besseren Lenkungswinkel zu erhalten, einer Stangendeichsel mit Deichselstütze; Deichselarme sind zwischen dem Achsfutter u. dem darüber befindlichen Achsschemel befestigt; sie bilden vorn die Scheere, worin die Deichsel eingesetzt ist, erweitern sich hinten u. tragen den, zur Verminderung der Reibung oben abgerundeten u. mit Eisenblech beschlagenen Protzschemel od. Protzsattel. Auf dessen Mitte steht der ungefähr einen Fuß lange konische eiserne Protznagel, an welchen die Laffete beim Aufprotzen mittelst des im Schwanzriegel befindlichen Protzloches angehängt wird, unter dem Nagel befindet sich eine Protznagelscheibe zum Schutz gegen die Reibung der unteren Protzlochscheibe. Dann wird die Protzkette durch den auf jenen befindlichen Ring gezogen. Noch weiter einwärts auf den Deichselarmen befindet sich häufig ein Lenk- od. Reibscheit, um das Sinken der Deichsel beim Fahren auf unebenem Boden zu verhindern, u. am Ende jedes Armes ist ein eiserner Haken zum Festhalten des aufgewickelten Schlepptaues angebracht. Auf dem Achsschemel u. einem Träger steht der Protzkasten, worin sich die Munition befindet, u. zwar entweder in besondern Fächern, so daß die Ladungen aufrecht stehen, od. die Kartuschen sind liegend mit Werg in kleinere Einsatzkasten gepackt, welche leicht herausgenommen u. hinter das Geschütz gestellt, die ausgeleerten aber gegen volle vertauscht werden können; die Wände, Boden u. Deckel desselben sind von Holz, auf allen Kanten mit eisernen Schienen versehen u. der Deckel mit Eisenblech beschlagen. An letzterm sind meist eiserne Lehnen od. wenigstens Handhaben angebracht, um einigen Artilleristen als Stütze zu dienen, welche sich bei anhaltend schnellen Bewegungen der Fußartillerie im Gefecht, auf den Protzkasten setzen. Um das Eindringen der Feuchtigkeit zu verhindern, ist der Protzkasten inwendig mit Leinwand ausgeleimt (ausgehäutet). Zur Befestigung von Schanzzeug sind an den Seiten Besen u. Überwische angebracht. Außerdem gehören noch zu jeder P. eine Hinterbracke (Stangenwage) u. eine Vorderbracke (Vorlegewage). Die Kastenprotzen der in England u. Frankreich eingeführten Blocklaffeten haben entweder Gabeldeichseln od. Stangendeichseln, wo die Deichselarme hinten nicht über die Achse hervorstehen. An dem Achsfutter befindet sich nach hinten ein starker eiserner Protzhaken, in welchem der am Ende des Laffetenschwanzes angebrachte eiserne Ring beim Aufprotzen eingehängt wird. Der Protzkasten steht auf der Achse u. einem nach vorn zu angebrachten Träger. Diese P-n erhalten höhere Räder, als die der Wandlaffeten, da man die Blocklaffete beim Aufprotzen nicht so hoch zu heben braucht als jene, fahren sich leichter, sind ganz gleich mit dem Vorderwagen des Munitionswagens gebaut u. werden durch diese, wenn sie geleert sind, ersetzt. Die Menge der Munition, welche sich auf der P. befindet, ist sehr verschieden; die meiste führt man in Preußen, nämlich bei der Fußartillerie die siebenpfündige Haubitze 20 Wurf, der Zwölfpfünder 20 Schuß u. der Sechspfünder 70 Schuß, die wenigste in Österreich, beim Zwölfpfünder 14 u. beim Sechspfünder 18 Schuß. b) Sattelprotzen haben keinen Protzkasten, der Protzschemel mit dem Protznagel steht auf der Achse u. die Deichselarme stehen hinten nicht so weit über dieselbe hervor. Sie sind leichter als die Kastenprotzen, gestatten die Last des Rohrs gleichförmig auf alle vier Räder zu vertheilen, wodurch der Transport erleichtert wird, u. werden zur Fortschaffung des Belagerungs- u. Festungsgeschützes angewendet, man theilt sie ein in Belagerungs- Wall- u. Kasemattenprotzen. Die Räder sind kleiner als bei den Kastenprotzen u. bei den Kasemattenprotzen Blockräder.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 648-649.
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