Villegaignon

[590] Villegaignon (spr. Wilganjong), Nicolas Durand de V., stammte aus der Bretagne, nahm frühzeitig Dienste auf der französischen Flotte, machte 1541 den Zug Karls V. nach Algier mit, nahm 1548 die Königin Marie von Schottland an Bord u. brachte sie nach Frankreich u. war 1550 unter den Verteidigern Malta's gegen die Türken, in dessen Folge er in den Malteserorden aufgenommen wurde; 1554 war er Viceadmiral der Bretagne, da er sich aber mit dem Gouverneur verfeindete, so nahm er seinen Abschied u. suchte auf andere Weise Beschäftigung u. Gunst bei dem König Heinrich II. zu erwerben. Da gerade damals die Reformirten arg verfolgt wurden, so beredete er den Admiral Coligny, einen Gönner der Reformirten, ihm Mittel zu verschaffen, eine Zahl Reformirter als Colonisten nach Südamerika überzuführen, wo sie ihres evangelischen Glaubens sicher leben könnten. Coligny verschaffte ihm vom König zwei Schiffe u. 10,000 Livres, u. nachdem sich eine große Menge Reformirter ihm angeschlossen, welchen er selbst eine Anzahl Handwerker u. Soldaten hinzugefügt hatte, reisten sie im Juli 1555 ab u. kamen im November in der Bai von Rio de Janeiro an, wo V. eine kleine Insel zur Anlage seiner Colonie wählte, welche er Coligny nannte. Hier richtete er sich ganz militärisch ein u. lud noch mehr Nachzügler aus Europa zu sich ein, wie denn 1557 auch noch 300 auf Coligny anlangten. Von jetzt aber trat V. mit seinem Plane die Auswanderer zur Katholischen Kirche zurückzuführen offen hervor, untersagte ihnen den evangelischen Gottesdienst u. bedrückte sie auf alle Weise. Ein Theil der Colonisten verließ deshalb Coligny, drei derselben, welche zurückgekehrt waren, ließ V. im Febr. 1558 als Ketzer hinrichten. Nicht lange darauf löste sich die ganze Colonie auf, V. ging nach Frankreich zurück, wo er auf einem Gute des Malteserordens lebte u. 1571 starb.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 590.
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