Waldhorn [1]

[802] Waldhorn, 1) (Horn, ital. Corno di caccia fr. Cor de chasse, altes, schon bei Prätorius als Jägertrompete vorkommendes Blasinstrument von Messing, Silberblech od. Kupfer, in eine Röhre zusammengelöthet, welche kreisförmig, vierfach, concentrisch zusammengewunden, nach u. nach in einen weiten Schalltrichter (Stürze) ausläuft. Um das Verbiegen zu verhüten, sind die Mündungen zusammengelöthet. Intonirt wird das W. mittelst eines Mundstücks von Silber od. Messing in Trichterform, am Ansatz mit einem Rande versehen. Der Umfang des W-s begreift ziemlich drei Octaven, doch sprechen ohne Kunsthülfe in der tieferen u. mittleren Region nur die Töne des harten Dreiklanges an, welche durch den Grundton, der wieder durch die Größe des Hornes bestimmt wild, bestimmt werden; daher mußte man sonst zu Tonstücken von verschiedenen Tonarten jedesmal ein anderes Horn gebrauchen. Diesen Übelstand zu beseitigen erfand man in Hanau das Inventionshorn, welches so eingerichtet ist, daß die Windungen durch Ventile verkürzt od. verlängert werden können, u. wo dies nicht zureicht, neue Wendungen (Krummbogen u. Setzstücke) eingeschoben u. weggenommen werden können. Noch eine Eigenheit des W-s ist, daß die Töne b, fis, a zu unserem temperirten Tonsystem nicht stimmen. Diesem Mangel hilft der Waldhornist durch das Stopfen ab, indem er mit der rechten Hand in die Stürze des Hornes greift u. dadurch die Töne durch Verengerung der Öffnung modificirt. Durch das Klappenhorn, eine Verbesserung des W-s, hat man auch diesem Mangel abgeholfen, wo nicht nur für die sogenannten gestopften Töne Tonlöcher mit Klappen, sondern auch für die fehlenden in der unteren u. mittleren Region Tonlöcher mit Klappen angebracht sind, womit es möglich ist die ganze chromatische Scale völlig rein zu haben. Schon 1760 erfand Kölbel in Petersburg ein W. mit Klappen u. einem halbrunden Deckel (welcher auf den Schalltrichter paßt), um aus allen Tonarten blasen zu können, u. nannte es Amorschall (Amorshorn). Das W. eignet sich vorzüglich zum Vortrag sanfter Sätze u. wird meist paarweise gebraucht. Die Noten für das W. u. das Horn im Allgemeinen werden immer eine Octave höher geschrieben, als sie eigentlich klingen; vgl. Signalhorn; 2) ein Rohrwerk in der Orgel von 8, 4 u. 2 Fuß, soll das gleichnamige Blasinstrument nachahmen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 802.
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