[1387] 1. An fremden Gebrechen erkennt man die eigenen Schwächen.
Poln.: Kto cudzę nędzę uważy lekcéj sobie swoję waży. (Wurzbach I, 253.)
2. Bî Gebrek van Lüde wurd mîn Sön noch wol Grosskanzler. – Hauskalender, III.
3. Bî Gebrek1 vun Volk, ward de Snîder Karkvâgd. – Frommann, II, 390, 72.
1) Gebrechen, Mangel. – Weil es an andern Leuten fehlte, wurde der Schneider Kirchvogt.
Holl.: Bij gebrek van eenen wijze zet men den zot in den zetel. (Harrebomée, I, 209.)
4. Eigenes Gebrechen sieht man nicht. – Simrock, 3118.
5. Es ist mancher mit Gebrechen behenckt, wie ein Schlittenpferd mit Schellen vnd hört sie doch nicht. – Lehmann, 507, 70.
6. Etliche Gebrechen bessern sich, so man sie nicht bessert.
7. Gebrech findt man nur bei Leuthen. – Henisch, 1395, 40; Petri, II, 325.
Luther sagt: »Der Gebrech ist an uns.« Und an einer andern Stelle: »Mit Leuten, die nach Empfahung des H. Abendmals zappeln und unruhig sind, ist weisslich zu handeln, dann der Gebrech ist am Glauben.« (Saltzmann, Anh. 29.)
8. Gemein Gebrech muss man dulden.
Holl.: Een gemeen gebrek moet men dulden. – Het gebrek van wijzen doet de zotten rijzen. (Harrebomée, I, 209.)
9. Man sieht auf fremde Gebrechen und vergisst die eigenen Schwächen.
10. Niemand ist ohn gebrech oder mangel. – Henisch, 1395, 41; Petri, II, 494; Lehmann, II, 428, 109.
Holl.: In alle staten is gebrek. – Niemand is zonder gebrek. (Harrebomée, I, 209.)
11. Wenn man von den Gebrechen seiner Aeltern spricht, soll es mit Furcht und Zittern geschehen. – Unsere Tage (Braunschweig 1864), Hft. 59, S. 419.
12. Wer eines andern gebrechen aussbreitet, der ist offt mehr verhasst, als dem sie anhangen. – Lehmann, 645, 45.
Dän.: Døm ei forsnart om andres bræk, at du ei blive skal en giæk. (Prov. dan., 116.)
13. Wir sehen vnser aigen gebrechen nicht. – Henisch, 1395.
Holl.: Iedereen is blind voor zijne eigene gebreken. – Niemand ziet zijne eigene gebreken. (Harrebomée, I, 209.)
*14. Et es kenn Vexires Gebreken. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 370.
15. Bi Gebrekk von Höner frett de Bûr grise Kraien. – Stürenburg, 67a.
16. Ein jeder hat sein Gebrechen, keiner weiss, wer den grössten hat. – Monatsblätter, V, 95, 2.
17. Fremde Gebrechen sieht man eher als die eigenen.
*18. He draf sin Gebreck nich seggen. – Stürenburg, 67a.
Er darf seine Noth nicht klagen.