Luther

[294] 1. Der arme (und geringe) Luther macht viele zu reichen Hansen.Pistor., VIII, 4.

So sagte Erasmus, als einigen, die gegen Luther geschrieben hatten, Bisthümer ertheilt wurden. (Einfälle, 147; Zinkgref, I, 219; III, 208.)


2. Doctor Luther's Schuhe sind nicht jedem Dorfpfarrer gerecht.Eiselein, 440; Pistor., VII, 52; Simrock, 6703; Körte, 3994; Braun, I, 2147; Ge. Heinr. Goetzii Diss. per vulgatum illud: Dr. Luther's Schuhe sind nicht allen Dorfpfarrern gerecht (Leipzig 1725).

Aber dessenungeachtet möchte gern jeder darin herumstolziren. Darum klagt Cäsar von Lengerke in seiner Stimme aus Zion (Königsberg 1842): »O Luther, könntest du der Gruft entschreiten ... und schaun, wie sich das Volk bethören lässt, welch Unheil sie in deinem Namen stiften, ins Feuer würfest du die eignen Schriften erzürnter als der Päpste Manifest.«


3. Luther hat zwei grosse Sünden begangen, er hat dem Bapst an die Krone und den Pfaffen an die Bäuche gegriffen.Herberger, I, 814.

Angeblich sagte dies Wort Erasmus von Rotterdam zum Kurfürsten von Sachsen, als dieser ihn fragte, was Luther denn eigentlich verbrochen habe.


4. Luther war unsers Herrn Gottes Quecksilber, das er in den Teich geworfen hat.Luther's Tischr., 369b.

Ungefähr wie Professor Leo in Halle vor einigen Jahren den Kaiser Napoleon den Hecht im Karpfenteiche nannte.


5. Martin Luther frisst Käs' und Butter.


6. Wer Doctor Luther's Lehr veracht, der bleibt ein Narr, wie gross er sich acht.Petri, I, 101.

In einer düstern prophetischen Stimmung sagte Luther aber in Bezug auf die Leute, die sich an seine Worte klammerten, ohne seinen Geist zu erfassen, zu einem seiner Mitarbeiter: »Sie werden einst noch unsern Dreck anbeten.« (Schaltjahr, II, 126.) In Luzern wurde am 11. Febr. 1843 Luther's Geist, in Form von Meyer's Miniatur-Bibliothek, Bdchn. 174, sogar mit Beschlag belegt.


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7. Luther ist unsers Herr Gotts Quecksilber gewesen, das er unter die Mönche geworfen. Zinkgref, IV, 55.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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