Schneider

1. A Schneider und a Muck des sind zwoa rare Stuck; die Muck, die is so keck und wirft a Schneider in Dreck.Birlinger, 1130.


2. A Schneiders a Weib îs kein Ojsses-Isch1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Ehefrau. – Bezieht sich wahrscheinlich auf eine Anekdote.


3. Alte Schneider sind selten so reich als alte Wucherer.Petri, II, 12.


4. Beim Schneider muss man nicht um die Nähnadel feilschen.


5. Das ist nicht der beste Schneider, der die meisten Flecken (Späne) macht.Winckler, III, 39.

Holl.: Het is de beste snijder niet, die de meeste snippers maakt. (Harrebomée, II, 279a.)


6. De Snîder seggt: Dar hangt 'n Stück Speck. De Schohmaker seggt: 'K will der nix van hebben. De Wefer seggt: Do mi't man her! Der Zimmermann seggt: Dar hest't.Kern, 378.


7. De Snîders hebben man ên Darm, man de ên Darm is lank.Kern, 376.

Den ersten Theil behauptet man ironisch von den Schneidern, um zu sagen, dass sie wenig Nahrung bedürfen, worauf sie aber mit dem andern Theil antworten.


[298] 8. Dem Schneider gehets, wie dem, der mitten im Haus wonet, den plagen die vntern mit Rauch, die obern begiessen jhn mit Vnflath.Petri, II, 75.


9. Dem Schneider wird das Leider.Petri, II, 75.


10. Dem Schneider wird gemeiniglich das beste Theil.Petri, II, 75; Schuppius, Schr., II, 36; Mathesy, 49a.


11. Der Schneider führe die Nadel und die Spinnerin drehe das Radel.


12. Der Schneider hat den Bock gemacht und der Koch bekommt die Prügel. (Neugriech.)


13. Der Schneider hat nie Tuchs genug.Eiselein, 606.


14. Der Schneider mit der Scher, der Weber mit der kretz, der Müller mit der metz, wo kommen die drey Diebe her.Zinkgref, IV, 406.

15. Der Schneider mit der Scher meint, er sei ein Herr.Simrock, 9149a.


16. Der Schneider schneidt's Tuch in alle Eck und schoppet 's best in d' Hosasäck. (Deisslingen.) – Birlinger, 457.


17. Der Schneider soll von der Nadel reden und nicht vom Sterngucken.

Lat.: Quae supra nos, nil ad nos. (Chaos, 829.)


18. Der Schneider sucht die Nadel und verbrennt um einen Groschen Licht dabei.


19. Der Schneider trägt zerrissene Kleider.

Poln.: U krawca zawsze ma być zdarta suknia, a u szewca dziurawy bót. (Čelakovsky, 332.)


20. Der Schneider Wappen: drei Läuse auf einem rothen Lappen.

Holl.: Kleêrmakers wapen: drie luizen op een rood lapje. (Harrebomée, II, 10.)


21. Dreizehn, vierzehn Schneider, die wiegen fufzen Pfund, on wenn se das nich wiegen thun, denn sin se nich gesund. (Dessau.)

In den österreichischen Schnaderhüpfeln heisst es: »Fünfundzwanzig Schneider han dreizehnthalb Pfund; wenn's dö a nit haben, so seins nit recht g'sund.«

22. Dreizöah Schneidar habnt virzöah Pfund, sö öss'nt a Goass ön a halb'n Virt'lstund. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77.


23. E Schnîder und e Fleug sind gar liechtes Zeug; e Weber und e Floh sind eben au e so. (Luzern.)


24. Ein guter Schneider setzt wol auch einmal den Lappen neben das Loch.


25. Ein jeder Schneider meint, er schneide die beste Kappe zu.Schuppius, Schr., I, 524.


26. Ein Schneider arbeit lieber in frischer wahr, alss in flickwerck.Lehmann, 143, 57.

Lehmann hat dies Sprichwort unter der Ueberschrift: Ob einer besser thu, so er eine Jungfrau Heyrat oder ein Witib.


27. Ein Schneider auf eim Ross, ein Hur auf'm Schloss, ein Lauss auf dem Grind seynd drey stoltze Hofgesind.Simplic., III, 373; Zinkgref, IV, 406.


28. Ein Schneider neidet den andern.

It.: Quello è tuo nemico, ch' è del tuo mestiere. (Pazzaglia, 224, 4.)


29. Ein Schneider und ein Cavalier ist Ein Thier. (Wien.)


30. Es hat wol ehe ein Schneider einen Lappen neben das Loch geflickt.Petri, II, 251.


31. Es ist besser, einem Schneider zuzugucken als einem Holzhauer.Schmitz, 196, 188; Schulfreund, 89, 178.


32. Es ist dem einen Schneider leid, bestellt (kauft) man bei dem andern ein Kleid.

Lat.: Figulus figulo invidet, faber fabro. (Faselius, 90.)


33. Es ist kein ärgerer Schneider als der Ehrabschneider.Parömiakon, 32.

»Schneider gibt es sehr viel, als Auf-, Bruch-, Drath-, Creutz-, Frey-, Gross-, Grass-, Haar-, Korn-, Kleyder-, Kraut-, Leisten-, Nasen-, Papier-, Gurgel-, Tuch-, Vor-Schneider u.s.w., schlimmer aber seynd die Beutelschneider, die allerärgsten aber die Ehr-Abschneider.« (Chaos, 656.) (S. Messing 1.)


[299] 34. Faule Schneider nemen lange fäden.Petri, II, 203; Henisch, 969, 8.


35. Hundert Schneider, hundert Müller und hundert Weber sind zusammen dreihundert Diebe.

Span.: Cien sastres, cien molineros y cien texederos son trecientos ladrones. (Bohn I, 208.)


36. Ist der Schneider kein Schelm, so geben fünf Ellen ein Paar Handschuh.Körte, 5375.


37. Kein Schneider so schlecht, er merkt, welcher Aermel an den Rock gehört.Körte, 5377.


38. Leie (faule) Snîders neien mit'n langen Draht.Kern, 375.


39. Meister Schneider, gedenckt an Fahnen! Sutor, 418.


40. 'N Schnîder un 'ne Mügg, dat sind twê sell'ne Stügg; de Mügg, de is so keck un schmitt'n Schnîder in'n Dreck.Schlingmann, 1255.


41. Neue Schneider und frische Huren finden bald Kunden (Zulauf).

Dän.: Ny skreder, skjøger og viisez ere snart afholdne. (Prov. dan., 432.)


42. Neun Schneider haben an eim Ey genug. Kirchhof, Wend Vnmut, 1602.


43. Neun Schneider machen Einen Mann.

Dies Sprichwort hat einen sehr ehrenvollen Ursprung. Im Jahre 1742 kam ein armer Junge mit einem Leierkasten in die Werkstätte eines ansehnlichen Kleidermachers in London, um ein Almosen für sich zu erbitten. Es sassen hier neun Gesellen. Sie wurden durch das Aussehen und die Bitten des armen Knaben gerührt, schossen zusammen und gaben ihm neun Schillinge. Mit diesem kleinen Kapitale kaufte der Junge Obst, das er mit einigem Gewinn wieder verkaufte. Von diesem kleinen Anfange schwang er sich zu einem reichen und angesehenen Kaufmann empor; und als er sich Equipage anschaffte, liess er auf den Wagen schreiben: Neun Schneider machen Einen Mann. (Oldenb. Volksb., VII, 162; Wurzbach, II, 315.)

Engl.: Nine tailors make a man. (Bohn II, 65.)


44. Schneider arbeiten lieber in frischer materi als dass sie ein altes Kleid flicken.Lehmann, 549, 2.


45. Schneider ein Graf, Schuster ein Schaf.

Der Schneider gehört obenan zu den Berufsarten, die vom Volkswitz viel zu leiden haben. Im Chaos (656) befindet sich in dieser Richtung ein Mandat der Schneiderei, dahin lautend: Wir Hermann auss besonderm Verhältniss von Reuden, Gross-Sarren, Grundlichshaussen und Laushemd, diess Namens der Erste, dess uralten Ordens der hochlöblichen Schneiderei erwählter General zum Gross-Meisteren gefürsteten Grafen zu hohen Kitzingen, Geisfelden und Minden, Provinzial zu Hosenbach, Aermelmühl, Strumpffhausen, Wammsegg und Mantel-Stein, Herr zu Nadelspitz und Ellenstab, Inhaber der Herrschaft Scherkirchen, Zickenfelss, Waxhausen und Pfannendorf, Herr zu Bucksburg, auf Seidegrund, Knöpffhosen, Bortenthal, Kappenspitz und fingerwegg u.s.w. Unsern geflickten und verbrämten Gruss.


46. Schneider haben oft die schlechtesten Kleider.


47. Schneider seinndt selten kostfrey.Pauli, Schimpff, XLIIIb.


48. Schneider und Scher (Barbier) lügen sehr, aber der Schuster noch viel mehr.

Böhm.: Krejčí, ševci a truhláři, nejvĕtší na svĕtĕ lháři. – Mezi řemeslniky nejvĕtší lhářové ševcí. (Čelakovsky, 332.)


49. Schneider vnd Kramer kennen einander wol.Petri, II, 848.


50. Sieben Schneider kennen wol eine Nadel.

Holl.: Twee sniders kennen wel eene naald. (Harrebomée, II, 279a.)


51. Wann de Schnîder kein Schelm is, kiönet he ût fîf jälen Lâken (Tuch) wual 'n Paar Handsken mâken, un dann blîft'r nau na wual 'n rîken 'n Schnîderflicken uäwer. Lyra, 134.


52. Wann ein Schneider hat ein Scheer, Elen, Fingerhut, Nadel vnd Zwiern, so hat er zu seinem Handwerck genug vnnd darff kein Latein darzu.Lehmann, 363, 26.

Für den schlimmen Fall, dass er es besässe, wird es wol nicht hinderlich sein, einen guten Rock zu machen.


53. Wär' d'r Schnaid'r schtelle g'sassa, hätt a nî d' Kotze g'frassa. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 448.


54. Was dem Schneider gut thut, bringt den Schuster um. (Wien.)


[300] 55. Was soll dem Schneider das Tuch, wenn er keinen Rock daraus machen kann.

»Die Wissenschaft und das Leben sind in Deutschland gar oft geschiedene Dinge; es fehlt uns nicht selten besonders die Kunst, unsere Wissenschaft ins Leben überzutragen. In manchen Sachen geht es uns daher mit unsern Ideen, wie den Spaniern mit ihrer Wolle, welche die Engländer roh ausführen und ihnen verarbeitet wieder als Waare zehnmal theurer verkaufen. Wir haben öfter das Tuch, besitzen aber die Kunst nicht, uns Hosen davon zu machen.«


56. Wenn der Schneider die Hose verschnitten hat, sagt er: »'S schadet nichts, nur neu Tuch her!«


57. Wenn der Schneider feiert, so verrosten die Nadeln.

Dän.: Naar skrederen hviler rustes naalen. (Prov. dan., 552.)


58. Wenn der Schneider keinen Knopf an den Faden macht, ist der erste Stich vergeblich (oder: so verliert er alle Stiche).Lehmann, 779, 13; Winckler, XVII, 45.

In Warschau jüdisch-deutsch: Wenn näht a Schneider der ümsist? Wenn er macht kein knüpp nit. Jedes Geschäft muss mit Aufmerksamkeit betrieben werden, sonst entstehen Nachtheile, wenigstens Zeitverluste daraus.

It.: Sartor, che non fa il nodo, il punto perde. (Biber.)

59. Wenn der Schneider nicht von der Elle redet, so redet er vom Tuch.


60. Wenn der Schneider reiten will und hat kein Pferd, so nimmt er einen Ziegenbock und reitet verkehrt. (Ostpreuss.)


61. Wenn der Schneider zu scharf anzieht, zerreisst der Faden.

It.: Chi troppo tira, la corda strappa. (Gaal, 815.)


62. Wenn du 'n Schnîrer, 'n Wäwer un 'n Möller inn'n Sack deist un bargdoal (bergab) trudelst, kümmt ümmer 'n Spitzbov unnen to liggen. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 103.


63. Wenn Schneider Leinwand, Leinweber Garn vnd Müller Mehl verkauffen, das macht seltzsam nachdencken.Petri, II, 674.


64. Wer 'n Schnîder es, de mot fîn un blank sîn, wer 'n Mürker es, de mot grow un schmutzig sîn. (Lippe.)


65. Wer vom Schneider kauft den Zwirn, vom Schmied die Kohle und vom Bäcker das Korn, der geht mit seiner Kaufmannschaft verlor'n.Schulfreund, 80, 6; Schmitz, 178, 15.

66. Wir wollen alle Schneider sein und können doch nicht nähen.


67. Woehr hät woll de Schnîrer en heel Büchs un de Schoster heel Stäweln?Schwerin, 71.


68. Zehn Schneider wiegen hundert Pfund, wenn nicht, so sind sie nicht gesund.Schmitz, 193, 151.

Plattdeutsch: Tähn Schnîder wîgen hundert Pfund; wenn se 't ne, sid se ne gesund. (Schlingmann, 1248.)


*69. An dem hat der Schneider noch wenig gearbeitet.

Rabener schlug für den Schneider den Namen »Leutefabrikant« vor.


*70. Beim Schneider einen Bratenwender bestellen.


*71. Beim Schneider hängen bleiben.

Ihm seine Rechnung nicht bezahlen.


*72. Daraus hätte der Schneider zwei gemacht. (Danzig.) – Frischbier2, 3369.

Wenn beim Kartenspiel zwei Honneurs zusammenfallen.


*73. De Snîder het mit de hête Natel neit. (Holst.) – Schütze, III, 136; für Iserlohn: Woeste, 90, 194.

Er hat schlecht, so lose genäht, als sei die Nadel glühendheiss gewesen.


*74. Dem Schneider ist viel unter den Tisch gefallen.

In Niederösterreich, um zu sagen, er habe von dem Stoffe, den man ihm zur Verarbeitung übergeben, viel für sich behalten.

Frz.: Ce tailleur fait volontiers la boutée. (Kritzinger, 667b.)


*75. Den Schneider auskaufen (austreiben, herausjagen).Frischbier2, 3370.

Jemand, der ein neues Kleidungsstück trägt, scherzweise schlagen oder kneifen.


*76. Den Schneider ausklopfen.

Zu denen, die man auf das neue Kleid schlägt, das sie das erstemal anhaben.

Frz.: Il faut rabattre les coûtures. (Kritzinger, 573a.)


[301] *77. Den Schneider herauszwicken.

So sagt man in Oberösterreich, indem man denjenigen, der zum erstenmal ein neues Kleidungsstück anhat, sanft in den Arm kneift.

*78. Der Schneider hat das Mass verloren. Frischbier2, 2555.

Wenn ein Kleidungsstück zu eng oder zu weit ist.


*79. Der Schneider hat die Hosen verschnitten. Körte, 5376.

Die Sache ist in der Anlage verdorben.


*80. Der Schneider hat mit der heissen Nadel genäht. (Köthen.)

Wenn die Naht bald wieder aufgeht.


*81. Der Schneider kommt (kriecht) ihm in die Augen.Eiselein, 553; Körte, 5378.

Er wird schlafmüde, die Augen fallen ihm zu.


*82. Ein windiger Schneider.


*83. Einem den Schneider ausklopfen.Lohrengel, II, 352.

Ihn durchprügeln.


*84. Er hat's wie der Schneider, der die Hosen verschnitten; es ist kein Fehler, nur neues Tuch her.


*85. Er hät's wie desäb Schnîder, er möcht Stockfisch und Kuttle.Sutermeister, 42.


*86. Er hät's wie desäb Schnîder, wo d' Hose verschnitte hät: es ist kein Fehler, nur neues Tuech her.Sutermeister, 43.


*87. Er hat's wie jener Schneider, er möchte Stockfisch und Kutteln, alles zusammen.


*88. Er ist ein hinkender Schneider.Schaltjahr, II, 90.

Um jemand zu schmähen oder Verachtung gegen ihn auszudrücken.


*89. Er ist ein Schneider.

Ein hagerer, schmächtiger Mensch. Oft heisst es auch noch: Er war ein Schneider. Dennoch war Johnson Vicepräsident der Vereinigten Staaten und wurde nach Lincoln's Ermordung wirklicher Präsident. Solche Dinge geschehen nicht blos in der Republik. Was ist denn der alte Derfflinger gewesen, ehe er den kurfürstlich brandenburgischen Marschallstab schwang? Ein Schneidergeselle, weiter nichts. Dagegen befand sich unter den Commandanten, welche 1806 die festen Plätze Preussens dem Feinde übergaben, so viel bekannt, so wenig ein Schneidergesell, wie unter den französischen Befehlshabern, welche 1870-71 vor den deutschen Heeren Kehrt machten oder in die Gefangenschaft geriethen.

*90. Er ist einem Schneider durch die Werkstatt gelaufen.

Von einem ungeschickten Schneider; gilt beziehungsweise von allen andern Berufsarten.


*91. Er ist über die Schneider hinaus. (Meiningen.)

Ist über dreissig Jahre alt.


*92. Es ist ein Schneider, dessen Hände zu weit aus dem Aermel hervorlangen.

Holl.: Hij is een snijder dien de hemden te lang uit de mouw zijn gegroeid. (Harrebomée, II, 279a.)


*93. Gevatter Schneider und Handschuhmacher.

Diese Redensart ist aus Wallenstein's Lager von Schiller entlehnt. Es treten ein paar Schützen, verständige, philisterhafte Gesellen auf, von denen ein Jäger sagt: »Lass sie gehen, sind Tieffenbacher, Gevatter Schneider und Handschuhmacher.« (Vgl. Büchmann, 29.)


*94. Hâl mi de Snîder!Kern, 372.

Verhüllend für: Hol mich der Teufel.


*95. Lat en Snider rit'n.Eichwald, 1768.


*96. Na, leb' wohl, Schneider! (Schles.)


*97. Schneider im Spiel (bei der Jagd) werden. (Oberösterreich.)

D.h. nichts erlegen, nichts gewinnen.


*98. Schneider sein.

Wer das Unglück hat, bei der Jagd oder beim Spiel »Schneider zu sein«, trifft und gewinnt nichts. (Westermann, 25, 619.)


[Zusätze und Ergänzungen]

99. Dem Schneider hat man's aus Versehen geschenkt; man hat den Zimmermann statt seiner gehenkt.Schuller, 49.


100. Der Schneider kriegt das Meiste.

»Es gehet den Friedfertigen (die zum Frieden rathen) wol offt nach dem Sprichwort: Der Schneider krieget das Meiste; denn was sich zwischen Thür und Angel setzt, wird gewöhnlich gequetscht.«


101. Der Schneider warf in seinem Haus ein Stück Tuch nach der Maus.Hans Sachs, IV, LXIIII, 2.


102. Die Schneider machen in unsern Tagen nichts Haltbares mehr, sagte der Professor in Tübingen, als er vierzig Jahre ein paar Lederhosen getragen hatte und eine Naht aufgegangen war.Wirth, I, 388.


103. Dreissig Schneider, dreissig Verwalter und dreissig Müller sind zusammen einundneunzig Spitzbuben.

It.: Trenta sarti, trenta fattori e trenta mugnai son novantun ladri. (Giani, 1649.)


104. Loât 'n Schnîder rîden, söä de Jong, doa rêt 'r up 'ne oll Koh.Schlingmann, 721.


[1712] 105. Was ein rechter Schneider ist, muss wiegen sieben Pfund.Gartenlaube, 1877, S. 85a.


*106. Lauter Schneider können nicht da sein. (Böhmen.)

Als General Koller Statthalter von Böhmen war, besuchte er in Prag einen glänzenden Ball, auf welchem sich ihm ein bekannter prager Schneider näherte, der in seiner Eigenschaft als bürgerlicher Schützenhauptmann Zutritt zum Balle gefunden hatte. »Nun, lieber Schnuttel«, redete Koller in seiner Leutseligkeit den Bürgeroffizier an, »wie gefällt Ihnen der Ball?« – »Ausgezeichnet, Excellenz!« replicirte Schnuttel; »nur scheint mir die Gesellschaft ein wenig gemischt!« – »Ja, lieber Schnuttel«, sagte der General, dem rigorosen Schneider lächelnd auf die Schulter klopfend, »lauter Schneider können nicht da sein!« (Karlsbader Wochenblatt, 1877, Nr. 39.)


*107. Meinst du, ich sei ein hinkender Schneider?Schaltjahr, II, 90.

Wenn einer meint, man verachte ihn.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1712-1713.
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