Raschi

*1. Raschi is nit meschügge (verrückt). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Um zu sagen, dass doch etwas an der Sache sein muss. Wenn Raschi in seinem Commentar eine Frage stellt, so muss er wol seine guten Gründe dazu haben, denn »Raschi ist nicht verrückt«.


*2. Raschi macht darauf a Schtender belaas. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wird gebraucht, wenn man eine Stelle in irgendeiner Schrift nicht versteht. Raschi ist die Zusammenziehung der Anfangsbuchstaben von R(abbi) Sch(elomo) I(zchaki), eines sehr gelehrten Mannes, der zu Troyes in Frankreich lebte und einen Commentar zur Bibel und zum Talmud verfasst hat. Als geborener Franzose übersetzte er die schwer verständlichen Wörter in Bibel und Talmud. Solche Uebersetzungen finden sich eine grosse Menge und sind unter dem Namen »belaas«, d.i. in fremder Sprache bekannt. Da aber diese »belaas« mit hebräischen Lettern geschrieben und mit der Zeit bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden sind, so ist es oft sehr schwer, den richtigen Sinn derselben zu entziffern. So z.B. klingt das altfranzösische estender wie a Schtender.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1465.
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