[278] Die freie Reichsstadt Nürnberg, im Fränkischen Kreise, eine alte, ehedem sehr angesehene Handelsstadt, welche durch ihre wichtigen künstlichen Erfindungen und Arbeiten (hier wurden die Taschenuhren erfunden, hier ist die Vaterstadt Albrecht Dürers u. A.) immer bleibenden Ruf behauptet. Sie zählt gegenwärtig nicht mehr als 30,000 Einwohner; eine mit ihrem Umfange, so wie mit ihrer ehemahligen Größe sehr contrastirende Zahl. Schon in den frühesten Zeiten trieb Nürnberg wichtigen Handel, und erhielt große Handelsfreiheiten; gegen das Ende des 15. und im 16. Jahrhunderte stand es in seinem höchsten Flor, und wegen seines Verkehrs mit allen Staaten von Europa (wiewohl sich seine Handlung noch weiter erstreckte) wurde es damahls der Mittelpunkt von Europa genannt. Allein der veränderte Gang der Handlung, neue Zolleinrichtungen, bessere Handlungspolitik andrer Länder, neu aufblühende Rivale (s. d. Art. Fürth) machten, daß der jetzige Wohlstand der Stadt mit dem ehemaligen nicht mehr zu vergleichen ist. Indeß sind Manufacturen, Fabriken und Handlung in Nürnberg, auch in der jetzigen Periode des Verfalls dieser Stadt, immer noch sehr beträchtlich, und haben verschiedene ganz eigenthumliche Zweige. Unter den hiesigen so genannten Nürnberger Waren sind ungemein viele und nützliche Erfindungen, die nur wegen ihrer Allgemeinheit weniger geschätzt werden: und es ist gewiß unverzeihlich, über diese Arbeiten, wie es oft Mode ist, zu spotten; wiewohl dieses unläugbar ist, daß die Nürnberger längst aufgehört haben, mit dem Geschmack ihres Zeitalters fortzuschreiten. – Die Stadt selbst liegt an der Pegnitz, einem kleinen Fluß, der sie in zwei Theile theilt, [278] wovon der kleine nördliche die Sebalder Seite, der etwas größere südliche die Lorenzer Seite genannt wird; sie ist übrigens wohlgebaut und hat schöne Springbrunnen. Merkwürdig sind vorzüglich darin: das Reichsschloß oder die Feste in der Stadt selbst, ehedem der Sitz der Burggrafen von Nürnberg, von denen das königl. Preußische und Churbrandenburgische Haus abstammt, welches auch noch Prätensionen an das Land macht, das die Stadt Nürnberg zuweilen ihr Territorium zu nennen versucht hat; die neue Hospitalkirche zum heil. Geist, in welcher der größte und vornehmste Theil der Reichskleinodien, nehmlich Krone, Zepter, Schwert und Reichsapfel, aufbewahrt werden; das schöne Rathhaus, in welchem treffliche Gemählde, sonderlich von Albrecht Dürer; unter den Fabriken besonders die Rothschmidmühle, welche äußerst merkwürdig ist, selten aber Fremden gezeigt wird; mehrere Bibliotheken und Kunstsammlungen; die Homannische Landkarten-Officin, die auch außer Deutschland bekannt ist; des bekannten Dichters Hanns Sachsens Wohnung, jetzt ein Wirthshaus, zur Mausfalle genannt; endlich die Nürnberger so genannte große Uhr, nach welcher noch einige andere Uhren in Nürnberg schlagen, und die sich nach der Tageslänge richtet, eine Stunde nach Sonnenaufgang schlägt sie 1 und so fort bis zu Sonnenuntergang, da sie denn in den kürzesten Tagen 8 und in den längsten 16 schlägt; sodann schlägt sie eine Stunde nach Sonnenuntergang wieder 1 und so weiter bis zu Ende der Nacht). Auch hat Nürnberg eine Mahlerakademie, außer 72 größern und kleinern Armenstiftungen ein reiches Hospital und ein ansehnliches Waisenhaus, und ist auch der Sitz des so genannten Pegnesischen Blumenordens. – Die Regierungsform in Nürnberg ist aristokratisch. Die Nürnberger Patricier oder adelichen Stadtgeschlechter sind von einem sehr hohen Alter. Diese wenigen rathsfähigen Familien, nächst denen es noch einige bloß gerichtsfähige adeliche Familien giebt, können Nürnberg als ihr Eigenthum betrachten, da sie ganz unumschränkt regieren. Es werden aus ihnen 34 adeliche Rathsherren gewählt, und diese haben bei gewissen Gelegenheiten 8 bestimmte [279] Handwerker zu Beisitzern; sonst hat nie ein anderer Bürger Hoffnung in den Rath zu kommen. – Die Einkünfte der Stadt Nürnberg schätzt Norrmann auf 2½ Million Gulden.
Das Gebiet der Reichsstadt Nürnberg (zu welchem auch die Universität Altdorf gehört) enthält 25 Quadratmeilen und 35,000 Einwohner, ist sehr gut angebaut, vorzüglich mit Gartenfrüchten und Gemüsen, und die Dorfbewohner leben im Wohlstande. Die meisten Landgüter in diesem Gebiet besitzen die Patricier.
Ueber Nürnbergs Lage i. J. 1796 s. den 2. Th. S. 46.
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