[20] Actium, jetzt Azio, auch Campo Figalo genannt, ein Vorgebirge an der Westküste Griechenlands, im heutigen Albanien, bleibt welthistorisch merkwürdig wegen einer Seeschlacht, die hier vor 1800 Jahren um die Alleinherrschaft über Rom und alle ihm unterworfenen Länder geschlagen wurde. Von zwei vornehmen Römern, den mächtigsten Männern des Staats, Marcus Antonius und Cajus Octavius, genannt Octavian, hatte der erste sich Griechenland und die nach Osten liegenden Länder Asiens vorbehalten, während Octavian alle Lande, die von Italien aus in Europa und Afrika nach Westen lagen, beherrschte. Aber bald entstand Unfrieden und Neid zwischen Beiden und Einer suchte den Andern zu verderben. Des röm. Volkes sicher, war der verschlagene Octavian zu Rom in Verfolgung seines Planes eifriger als Antonius, der nach einem unglücklich geführten Kriege gegen die Parther, bei der schönen Königin von Ägypten, Kleopatra, schwelgend in Genüssen, zu Alexandrien Triumphe feierte und an seine Geliebte röm. Provinzen verschenkte. Auf Octavian's Betrieb erklärte daher der röm. Senat den Antonius für einen Feind des Vaterlandes und beschloß einen Krieg gegen Kleopatra. Die Vollziehung dieses Beschlusses übernahm Octavian. Antonius kam diesem, begleitet von Kleopatra, entgegen mit 220 großentheils ägypt. Schiffen, worauf 12,000 Reiter und 100,000 Mann Fußvolk, die auf dem Vorgebirge Actium landeten. Hierher führte auch Octavian auf 216 Schiffen 80,000 Streiter zu Fuß und 12,000 Reiter. Die Heere lagerten auf den einander gegenüberliegenden Küsten des Meerbusens, während die Flotten außerhalb desselben aufgestellt waren. Da sich Antonius für eine Schlacht zur See entschieden, so begann am 2. Sept. 31 v. Chr. der Kampf; kaum aber hatte sich dabei die Überlegenheit der leichtern röm. Schiffe vor den schwerern der Ägypter gezeigt, so floh Kleopatra mit 60 ihrer Schiffe davon; Antonius, solches bemerkend, eilte ihr schnell nach, und verfolgt von Octavian, flohen Beide nach Ägypten, wo der feige Antonius sich in sein Schwert stürzte und Kleopatra durch eine Schlange sich tödtete. Der Rest der verlassenen Flotte vereinigte sich mit der des Octavian, worauf nach einigen Tagen auch das Landheer sich ihm ergab.