Andalusien

[80] Andalusĭen, eine der fruchtbarsten und gesegnetsten Landschaften Spaniens, grenzt nördl. an Alemtejo, die Sierra Morena, Estremadura und La Mancha, östl. an Murcia, südl. an Granada, das in frühern Zeiten unter dem Namen Oberandalusien zu A. gehörte, und an die Straße von Gibraltar, südwestl. an den Ocean und westl. an Algarve. Es hat 830 ! M. Flächeninhalt, ist in die drei Provinzen, Sevilla, Cordova und Jaen getheilt und zählt 11/2 Mill. Einw. Der Hauptfluß A.'s ist der Guadalquivir, der den Guadalimar, Guadiana menor und Xenil aufnimmt. Cordova und Jaen sind gebirgig; letzteres wird von der Sierra Morena, Sierra de Cazorla und Sierra de Aillo umgeben und bildet selbst ein durch zahlreiche Hügel durchschnittenes Thalland. Das Klima des Landes ist dem afrikan. gleich; die Wärme steigt vorzüglich in Sevilla zu einem hohen Grade und die Küstengegenden sind strichweise glühend heiß, auch weht daselbst der afrikan. Südostwind Solano. A. erzeugt ausgezeichneten Weizen, Mais und Gerste, sehr vielen vortrefflichen Hanf, die edelsten Südfrüchte und vielen Wein, unter andern die Xeresweine; auch gedeihen hier die Dattelpalme, das Zuckerrohr, so dick und saftig wie das westind., der Ölbaum, die Korkeiche, Süßholz, Cactus, Agaven und Myrthen. Berühmt sind der andalusische Hengst, der an Schönheit, Feuer, Muth und Haltung nur dem arab. nachsteht, und die zahlreichen Merinoheerden. Seiden- und Bienenzucht werden in A. sehr eifrig getrieben. In frühern Zeiten war auch der Bergbau edler Metalle lohnend; gegenwärtig wird jedoch nur noch Eisen und Blei gewonnen. Quellsalz liefert Cordova, und Seesalz vorzüglich die Bucht von Cadix. In den fruchtbaren Grund und Boden haben sich von Alters her der König, die Geistlichkeit und der Adel getheilt, und arm sind namentlich die Bewohner des platten Landes. Auch der Kunst- und Gewerbfleiß in den Städten ist nicht groß; blühenden Handel treibt nur Sevilla und Cadix; die Ausfuhr aus den Häfen der andalus. Küste, Algesiras, Ayamonte und St.-Lucar de Barameda, besteht vorzüglich in Naturproducten, Wein, Öl und Salz. Die Andalusier sind von leichtem, zartem und ebenmäßigem Körperbaue, und namentlich gehören die Frauen zu den schönsten, reizendsten und gewandtesten Spaniens; allein die Geistesbildung des ganzen Volkes ist vernachlässigt und Fanatismus gegen Andersgläubige beherrscht die Gemüther. Sie sind feurig, üppig und zu Ausschweifungen jeder Art geneigt; Stolz und Tapferkeit haben sie mit den übrigen Spaniern gemein; aber sie sind verwegener und tollkühner als sie. Der Fandango und der noch üppigere Bolero sind ihre liebsten Tänze, und der Dolch, den sie geschickt zu führen wissen, ihre gewöhnliche Waffe. Die größten und merkwürdigsten Städte A.'s sind Sevilla, Cadix, Cordova, Ecija mit 28,000 Einw., Jaen mit 27,000 Einw., Gibraltar im Besitze der Engländer, Tarifa mit 4000 Einw. und zwei Häfen, Xeres de la Frontera mit 20,000 Einw., in deren Gebiete jährlich im Durchschnitt 240,000 Eimer Wein erbaut werden, und Algesiras mit 4500 Einw. A. ist eine der Landschaften, welche im 8. Jahrh. zuerst von den Arabern erobert und dann von Mauren der nordafrik. Küste bevölkert wurden. Zahlreiche Ruinen und viele Ortsnamen erinnern noch an die Herrschaft der Araber, nach deren Besiegung und Vertreibung im 15. Jahrh. manche Gegenden ganz verödeten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 80.
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