Argentinische Republik

[113] Argentinische Republik (die) oder die vereinigten Freistaaten Rio de la Plata in Südamerika, besteht aus dem größten Theile des im J. 1778 errichteten span. Vicekönigreichs Buenos Ayres, grenzt nördl. an den Freistaat Bolivia, westl. an Chili, östl. an Brasilien, südl. an die patagonische Ebene und hat einen Flächenraum von 40,000–45,000 ! M., die aber nur von etwa 650,000 Menschen bewohnt werden. Der größte Theil des Landes besteht aus einer ungeheuern Ebene; meilenweit findet sich kein Baum und kein Stein und es können bei der geringen Abdachung des Bodens von den Flüssen und Bächen nur wenige einen größern Strom oder die Meeresküste erreichen, sondern verlieren sich theils im Sande, theils in sumpfigen Seen, die blos während der Regenzeit eine dann bedeutende Wasserfläche bilden. Große Strecken dieser Ebene sind mit Salz überzogen; auch gibt es mehre Salzsümpfe. Die weiten Grasflächen, die aber oft meilenweit mit Disteln von einer Höhe von zehn bis zwölf Fuß so bewachsen sind, daß man nicht hindurchzukommen vermag, werden Pampas genannt. Auf denselben weiden die Rinderheerden, der wesentlichste Reichthum des Landes, von deren Größe man sich einen Begriff machen kann, wenn man erwägt, daß während des Unabhängigkeitskriegs in den Plata-Provinzen von den republikanischen Truppen oft so viele Rinder geschlachtet wurden, daß man sich blos an den Zungen sättigte, während das übrige Fleisch den Raubvögeln überlassen wurde. Im W. werden die Ebenen von den Anden begrenzt, welche hier etwa 12,000 F. hoch sind. Im östl. Theile des Landes gibt es viele niedrigere Berge, welche die äußersten Punkte der brasil. Gebirge sind, und im N. und NW. breiten sich die Vorberge der Anden in dem tucumanischen Gebirge und als Zweige der Gebirge Oberperu's aus. Der Hauptstrom des argentinischen Gebietes ist der Rio de la Plata, eine meerbusenähnliche, 40 Meilen lange Mündung, welche zwischen Santa Lucia und Las Piedras wenigstens 15 Meilen breit ist. Die größten der in ihn fallenden und ihn bildenden Flüsse sind: der Parana, der Paraguay, welcher in erstern mündet, und der Uruguay. Das Klima ist durchaus gesund und zum Theil äußerst mild; doch wird im nördl. Theile der Ebene die Hitze oft lästig, indem hier sehr heiße Winde, Sondawinde genannt, herrschen; dagegen findet man in der Ebene im südl. Theile des Landes im Winter auch wol zuweilen Eis. Die wichtigsten Producte des Landes sind: Rinder und Pferde; Rindshäute, Hörner und Talg, die Hauptartikel, welche aus dem Hafen von Buenos Ayres verführt werden; ferner Maulesel, die jährlich in großen Heerden nach den Gebirgsgegenden Peru's getrieben werden; Schafe, Vicussa, welche die feinste Wolle liefern, und Ziegen und Schweine, doch beide letztere in geringerer Anzahl. Außerdem sind die Felle verschiedener wilder Thiere, Straußfedern, Wein, der im W. des Landes wächst, Branntwein, Baumwolle und Färbehölzer Handelsgegenstände. Auch besitzt das Land in den Cordilleren und auf dem tucumanischen Gebirge mehre Gold- und Silberbergwerke, von denen jedoch die erstern nicht betrieben werden und die letztern keine große Ausbeute gewähren. Die Bevölkerung besteht aus Indianern, welche zahlreiche Stämme bilden und zum Theil als wilde, gutberittene Horden in den Pampas herumziehen; aus den Nachkommen der Spanier, von welchen auch die [113] Hirten in den Pampas, Gauchos genannt, abstammen, aus den eingeführten Negersklaven und den Mischlingen dieser drei Hauptracen. Die argentinische Republik, deren Unabhängigkeit im J. 1810 durch den Aufstand zu Buenos Ayres begründet, durch mehre siegreiche Gefechte gegen die Spanier befestigt und am 9. Jul. 1816 erklärt wurde, besteht aus folgenden 15 Provinzen, von denen jede ihre eigne Regierung hat und Abgeordnete zu dem allgemeinen Congresse sendet, der unter einem Präsidenten sich versammelt: Buenos Ayres, Entre Rios, Corrientes, Santa , Cordova, San Jago, Tucuman, Salta, Tarija, Catamarca, Rioja, San Juan, San Luis, Mendoza und de las Missiones. Nach Buenos Ayres ist Mendoza mit 16,000 Einw. die größte Stadt; sie liegt am Fuße der Anden auf einer Hochebene, hat Ackerbau und zieht dem Malaga ähnliche Weine und viele Südfrüchte, welche der Gegenstand eines ausgebreiteten Handels sind; Cordova mit 11,000 Einw., in der Mitte des Landes, früher berühmt wegen seiner Universität, ist durch seine Lage, seine Gewerbe in Wolle und Baumwolle und durch seinen Handel eine der wichtigsten Städte der Republik. Außerdem sind zu erwähnen Tucuman, eine Stadt mit 12,000 Einw., die im Unabhängigkeitskriege durch den Eifer und Muth ihrer Bewohner berühmt ward; San Juan mit 16,000 Einw., welche einen starken Wein- und Branntweinhandel treiben; Santa Fe mit 6000 Einw., am rechten Ufer des Parana, und Corrientes mit 3000 Einw., am Zusammenflusse des Paraguay mit dem Parana, für den Handel höchst vortheilhaft gelegen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 113-114.
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