Bagdad

[168] Bagdad, die als wichtiger Handelsplatz und Wallfahrtsort im ganzen Orient berühmte Hauptstadt des Paschaliks Irak Arabi in der asiat. Türkei, mit 80,000 Einw., liegt am Ostufer des Tigris, über welchen eine 620 F. lange Schiffsbrücke führt, ist mit hohen Ringmauern und tiefen Gräben umgeben und wird durch ein Kastell geschützt. Die Straßen sind eng und ungepflastert und die meist blos aus Backsteinen erbauten Häuser gewöhnlich nur ein Stockwerk hoch; eine herrliche Ansicht gewähren ihre prächtigen Bazars mit 1200 Kaufläden, die Karavanserais und viele Moscheen. Die Bevölkerung besteht aus Persern, Türken, Armeniern, Arabern. Hindostanern, Afghanen, Ägyptern, wenigen Christen und Juden, welche letztere in einen bestimmten Stadttheil zusammengedrängt sind. B. hat viele Seiden-, Baumwollen- und Saffianfabriken und ist die Hauptniederlage für die Producte Indiens, Persiens, Arabiens und vieler europ. Waaren. Sowol der Handel wie die Gräber vieler Heiliger, unter denen auch das des Propheten Ezechiel ist, führen ihr fortwährend viele Reisende und Wallfahrer zu, welche bei den höhern Ständen eine zuvorkommendere Aufnahme finden, als es bei den Muselmännern gewöhnlich der Fall ist. Das alte B., der Schauplatz der meisten Märchen der Tausend und eine Nacht, die vorzüglich unter Harun al Raschid glänzende Residenz der Khalifen, welcher die Sage 12000 Karavanserais, ebensoviele Mühlen, 60,000 Bäder, 100,000 Moscheen und zwei Mill. Bewohner gibt, lag auf dem Westufer des Tigris, wo noch Ruinen davon übrig sind. B. wurde 765 n. Chr. vom Khalifen Manssur gegründet, seit dem 11. Jahrh. von Mongolen, Persern und Türken oft belagert und mehrmals zerstört, bis es nach der letzten Eroberung durch Sultan Amurath IV. seit 1638 beim türk. Reiche geblieben ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 168.
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