[192] Basken (die) oder Biscayer, sind ein Volksstamm von etwa einer halben Million Menschen, der zu beiden Seiten der Pyrenäen wohnt und für die Nachkommen der alten Cantabrier gehalten wird. Wahrscheinlich durch Einfälle fremder Völker in die Gebirge gedrängt, behaupteten sie sich in den Nordpyrenäen und dem Gebiete bis zur Garonne gegen die fränk. Könige bis ins 8. Jahrh., wo sie sich ihnen unterwerfen mußten, und gehörten darauf zum Königreiche und spätern Herzogthume Aquitanien. Mit diesem von Ludwig VII. erheiratheten, auch Guyenne und Poitou genannten Lande kam 1137 ein Theil der Basken an Frankreich, wurde aber mit diesen Gebieten 1152 an England überlassen und fiel erst 1453 an Frankreich zurück, wo jetzt die Departements Ober- und Niederpyrenäen, Arriège und Garonne von Basken bewohnt werden. In Spanien leben sie in den zwischen Frankreich, Navarra, Altcastilien und dem Meere gelegenen, seit dem 13. und 14. Jahrh. zu Altcastilien gehörenden Provinzen Biscaya, Guipuzcoa und Alava, wo sich die nationale Eigenthümlichkeit derselben am reinsten erhalten hat. Sie reden eine eigne, uralte, von andern völlig verschiedene Sprache in mehren Mundarten, sind ausgezeichnet durch starken, kräftigen Körperbau, gut gewachsen, mehr blond als braun, von frischer Gesichtsfarbe, dabei fröhlichen, aufgeweckten Charakters, Freunde der Freiheit, ohne Falschheit, gutmüthig, gastfrei, treffliche Seeleute und die ältesten Walfischfänger, anstellig und arbeitsam, daher wohlhabend, aber auch jähzornig und so voll Eigenliebe und Dünkel von sich und ihrem Vaterlande, daß es in Spanien sprüchwörtlich geworden ist. In den Städten und größern Ortschaften kleiden sie sich wie die Spanier, allein in den zahlreichen einzelnen Weilern hat sich die alte Nationaltracht, weite, lange Beinkleider, rothe Westen, lange, weite Oberröcke, im Sommer Hüte, im Winter spitzige Tuchmützen und Sandalen ähnliche Hanfschuhe oder eine Fußbekleidung von ungegerbtem Leder, erhalten. Die Mädchen sehen vorzüglich auf lange Haarflechten, die Frauen tragen leinene oder Musselintücher als Kopfputz, übrigens theilt das weibliche Geschlecht die härtesten Arbeiten und den muthigen und stolzen Sinn der Männer. Anstrengende Leibesübungen, Spiele und öffentliche Tänze sind sehr beliebt; letztere haben einen völlig nationalen Charakter, heißen Zorticos und werden bei Trommel und Pfeife im Freien aufgeführt; die höchste Luft der Basken sind aber die Novillados, eine Art Stierhetzen, wozu man nur junge Stiere (Novillos) nimmt, welche in leichten, auf öffentlichen Plätzen errichteten Schranken mit kleinen bebänderten Wurfspießen herumgehetzt werden, wobei man aber ihre Hörner durch Abstumpfen und Polster unschädlich macht, weil sie häufig die Schranken überspringen. Von Alters her besaßen die baskischen Provinzen eine Menge Vorrechte und Freiheiten, von denen aber viele nach und nach vergessen und die endlich 1805 und 1815 durch kön. Machtsprüche, sowie 1820 durch die Cortesverfassung ganz aufgehoben wurden, deren Einführung sie sich deshalb widersetzten. Nach der Restauration im J. 1823 erhielten sie mehre ihrer alten Rechte zurück und das Festhalten am Herkommen hat sie neuerdings wieder zu Gegnern der seit dem 29. Sept. 1833 bestehenden Regierung der minderjährigen Königin Isabella II. und zur Stütze des durch Ferdinand VII. von der Thronfolge ausgeschlossenen und der alten Ordnung der Dinge anhängenden Infanten Don Carlos (s.d.) gemacht. – Das Klima der baskischen Provinzen ist im Ganzen gemäßigt, Wein wird wenig erbaut, allein viel Kastanien und das beste Obst in Spanien; Rindvieh- und Schafzucht werden mit Vortheil betrieben, große, an Wildpret reiche Eichenwälder liefern Holz zum Handel, die Gebirge viel und vortreffliches Eisen, ferner sind Kupfer, Schwefel, Alaun, Marmor und Salz wichtige Landesproducte.
Die größte der drei Provinzen ist Biscaya von 593/4 ! M. mit 145,000 Einw., dessen Nordgrenze, wie die von Guipuzcoa, eine wilde, von den Fluten des nach ihr benannten Meerbusens von Biscaya bespülte Küste bildet. Die Hauptstadt Bilbao, in einem engen Thale am Ybaichalval unweit der Küste gelegen, wird in die schlechtgebaute alte und die freundlichere neue eingetheilt, hat 15,000 Einw., darunter viel deutsche und böhm. Kaufleute, einen Hafen, eine schöne Wasserleitung, herrliche Spaziergänge, Kupferhämmer, Nagel- und Segeltuchfabriken, eine Ankerschmiede, Gerbereien und treibt namentlich mit Wolle, Eisen, Kastanien u.s.w. beträchtlichen Handel. Außerdem ist noch zu bemerken die Stadt Orduna mit 4000 Einw., mit Wollenfabriken und in der Umgegend Weinbau; der Ort Guernica, wo die Eiche steht, unter welcher ehedem die Generalversammlungen der Provinzen gehalten wurden, und der seiner Eisenwerke wegen berühmte Hüttenort Serromastro. – In Guipuzcoa, 29 ! M. mit 136,000 Einw., ist das befestigte San-Sebastian die Hauptstadt. Sie liegt auf einer schmalen Erdzunge am Fuße eines in das Meer vorspringenden Berges, den die Citadelle Santa Cruz de la Mota krönt, zählt 13,000 Einw., ist der Sitz des Generalcapitains der baskischen Provinzen, hat einen kleinen, nur Küstenfahrern zugänglichen Hafen, Lederfabriken, Ankerschmieden und treibt starken Handel mit Eisen, Stahl und Wolle. Während des span.-franz. Kriegs wurde diese Stadt am 31. Aug. 1813 von den Engländern und Portugiesen mit Sturm genommen, geplündert und niedergebrannt. Als Hafenplätze in dieser Provinz sind noch zu erwähnen: Fuente Rabia, an der Mündung der Bidassoa, mit 1700 Einw., und Los Passages mit 2000 Einw. unweit San-Sebastian; Gewehr-, Eisen- und Stahlfabriken befinden sich in Tolosa und Seguria, am Oria, beide mit 4000 Einw., und in dem Flecken Placencia; Vergara mit 4000 Einw. hat eine Bergwerksschule und ein Seminar für den jungen baskischen Adel; der Ort Salinas ist seiner Salzquellen, Mondragon seiner Eisengruben wegen berühmt, und Irun an der Bidassoa, mit 1100 Einw., ist als Grenzort gegen Frankreich wichtig. – Die Provinz Alava treibt vorzüglich Ackerbau, zählt 93,000 Einw. auf 51 ! M. und hat das befestigte Vittoria mit 6500 Einw., die Handel mit Eisen, Stahl, Wein und andern Landesproducten treiben, zur Hauptstadt, wo am 21. Jun. 1813 Wellington einen berühmten Sieg über die Franzosen erfocht. Bemerkenswerth ist noch der Flecken Anaña mit großen Salzwerken; der Badeort Baños de Ebro mit 1200 Einw., und Salvatierra am Erredio mit 1200 Einw. und vielen Gerbereien.