Bathori

Bathori

[194] Bathōri (Stephan), Fürst von Siebenbürgen und König von Polen, geb. 1533, ist der Sprößling eines alten berühmten ungar. Geschlechts, das seinen Ursprung von dem deutschen Ritter Wenzelin herleitete, der König Stephan dem Heiligen, 1000–38, große Dienste leistete.

B. genoß das Vertrauen des Fürsten Johann Siegmund Zapolya von Siebenbürgen, war Oberbefehlshaber in Großwardein und ging als Gesandter mehrmals nach Wien, um mit dem Kaiser [194] Friedensunterhandlungen zu pflegen, wurde aber zuletzt von Maximilian II. zwei Jahre lang in Hast gehalten, weil Siegmund seine Zusagen nicht hielt. Als mit dessen Tode 1571 das Haus Zapolya erlosch, wählten die Stände B. zu seinem Nachfolger, ungeachtet der Verstorbene den Stephan Bekes, einen Pflegesohn seines ehemaligen Vormundes, des Grafen von Temesch, zu seinem Nachfolger vorgeschlagen hatte, weil dieser als ein stolzer Mann und als Socinianer (s.d.) nicht beliebt war. Zwar versuchte Bekes 1575 sein vermeintliches Recht mit den Waffen geltend zu machen, richtete aber nichts gegen B. aus, dessen Klugheit, Tapferkeit und Umsicht, neben seinem Reichthum, 1576 auch den poln. Adel veranlaßte, ihn zum Könige von Polen zu erwählen, obschon eine große Partei für Kaiser Maximilian II. stimmte. B. wurde am 1. Mai 1576 gekrönt, vermählte sich, wie vorausbedungen war, mit der hinterlassenen 60jährigen Tochter Siegmund August's, des letzten poln. Königs aus dem Stamme der Jagellonen, und wußte die ihm entgegenstehende Partei bald für sich zu gewinnen; nur Danzig wußte mit den Waffen zum Gehorsam gebracht werden, erhielt aber seine Privilegien bestätigt. Der gleichzeitige Einfall der Russen in Liefland, welche den Aufstand der Danziger zur Eroberung dieser Provinz benutzen wollten, erleichterte die Aussöhnung, worauf die Russen nach mehren glücklichen Treffen durch B. in dem am 15. Jan. 1582 geschlossenen zehnjährigen Waffenstillstande genöthigt wurden, nicht nur auf ganz Liefland, sondern auch auf die 17 Jahre früher von ihnen eroberte Woiwodschaft Polozk Verzicht zu leisten. B.'s Regierung, ausgezeichnet durch große Verbesserungen in der Gerichtsverfassung, durch das Ansehen, welches er, dem eigenmächtigen Adel gegenüber, der Krone zu sichern wußte, durch zweckmäßige Verwendung der Kosacken und Anlegung von Colonien zur Sicherung der Grenzen gegen Einfälle der Tataren, bildet einen der glänzendsten Abschnitte in der neuern poln. Geschichte. Weitaussehenden Entwürfen gegen Rußland, zu deren Ausführung ihm sogar päpstliche Hülfsgelder versprochen waren, machte sein in Grodno am 12. Dec. 1586 plötzlich erfolgender Tod ein Ende. In Siebenbürgen, wo er, als ihm die poln. Krone zu Theil wurde, seinen ältern Bruder Christoph zum Statthalter eingesetzt hatte, war nach dem Tode desselben, 1581. die Fürstenwürde mit Stephan's Bewilligung auf dessen neunjährigen Sohn, Siegmund B., übergegangen, während dessen Unmündigkeit sein Oheim die Oberaufsicht über die Landesverwaltung führte und zuletzt den Commandanten von Wardein, Joh. Getzi, zum Gouverneur des Landes und des jungen Fürsten ernannt hatte, der erst 1588 die Regierung selbst antrat. Während seiner Regierung war Siebenbürgen ein steter Zankapfel zwischen Östreich und der Türkei. Er starb, nachdem er dreimal auf die Regierung verzichtet und dreimal sie wieder erworben hatte, bewacht von Östreich, zu Prag 1613. In demselben Jahre ward auch der letzte dieses Namens, Gabriel B, ermordet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 194-195.
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