Bayard

Bayard

[203] Bayard (Pierre du Terrail de), bei Lebzeiten schon der »Ritter ohne Furcht und Tadel« genannt, ward 1476 unweit Grenoble auf dem Schlosse Bayard, dem Sitze seiner alten, durch Adel und Heldenruhm ausgezeichneten Familie, geboren.

Bis ins 13. Jahr von seinem Oheim, dem Bischofe von Grenoble, erzogen, dann als Page am Hofe Karl I., Herzogs von Savoyen, aufgenommen, bewies B. frühzeitig große Meisterschaft im Turniren und trat später in die Dienste Karl VIII., Königs von Frankreich, den er 1495 nach Neapel begleitete, in welchem Feldzuge er sich schon außerordentlichen Ruhm erwarb. Nach Karl's Tode focht er unter Ludwig XII., 1499, gegen Mailand und verfolgte einmal vor Mailand selbst die Fliehenden mit solcher Hitze, daß er allein mit ihnen zugleich in die Stadt eindrang und gefangen wurde. Vom Herzoge Ludwig Sforza ohne Lösegeld freigegeben, vertheidigte er hierauf bei einem Rückzuge die Brücke über den Garigliano ganz allein mit solchem Erfolge gegen die Spanier, daß diese von ihm sagten: so fechte kein Mensch, sondern ein Teufel. Während des 1509 gegen Venedig begonnenen Krieges trug B. viel zur Einnahme von Padua bei, wurde aber bei der Erstürmung von Brescia verwundet. Nach seiner Genesung auf dem Rückzuge von Pavia abermals schwer verwundet und nach Grenoble gebracht, beklagte er nicht, daß ihm der Tod drohe, sondern [203] daß er im Bette sterben solle, wie ein Weib. Er wurde jedoch hergestellt, kämpfte gegen Ferdinand von Aragonien, dann gegen Heinrich VIII. von England in der Schlacht von Guinegate, wo er, mit wenigen seiner Gefährten umringt, seine Kriegerehre zu retten suchte, indem er auf einen seitwärts stehenden engl. Offizier zusprengte, ihm das Schwert auf die Brust setzte und mit dem Tode drohte, wenn er sich nicht sofort ergeben würde. Dies geschah und nun übergab ihm B. das eigne Schwert mit den Worten: »Ich bin B. und dein Gefangener«, ward aber vom Könige von England ohne Lösegeld freigegeben. König Franz I. verdankte B. im Kriege gegen Mailand den Sieg bei Marignano und ließ sich von ihm zu Ehren dieses Tages den Ritterschlag ertheilen. Seine Umsicht bewährte B., als Kaiser Karl V. 1520 die schlecht befestigte Stadt Mezières mit mehr als 40,000 M. bedrohte und die kön. Räthe den unhaltbaren Platz abbrennen lassen wollten, indem er mit den Worten: »Kein Platz ist schwach, den tapfere Männer schützen«, die Vertheidigung übernahm und nach sechswöchentlicher Belagerung das kais. Heer zum Abzuge nöthigte. Zur Belohnung erhielt er eine kön. Ordonnanzcompagnie von 100 M., die nur an kön. Prinzen vergeben wurde, sowie andere Ehrenbezeigungen; auch dankte ihm eine Deputation des pariser Parlements. Trotzdem brachte es B. nicht bis zur Würde des Oberfeldherrn, obgleich man in der Noth sich stets an ihn wandte; so zuletzt 1524, wo er dem aus Italien zurückweichenden Heere den Übergang über die Sesia sichern sollte, wobei ihm ein Hakenschuß von der Seite das Rückgrath zerschmetterte. Mit dem Ausrufe: »Jesus Maria, ich bin des Todes!« sank B. vom Pferde, ließ sich, mit dem Angesicht gegen den Feind gerichtet, an einen Baum lehnen, beichtete seinem Stallmeister, küßte in Ermangelung eines Crucifixes den Griff seines Schwertes und starb am 30. Apr., umgeben von trauernden Freunden und Feinden. Seine Leiche ward einbalsamirt den Franzosen zurückgegeben, unter großen Feierlichkeiten nach Grenoble gebracht und in dem nahen Minoritenkloster bestattet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 203-204.
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