Borromäische Inseln

[299] Borromäische Inseln heißen vier kleine Inseln in dem 10 Meilen langen und anderthalb Meilen breiten Lago maggiore, welcher am südl. Abhange der Alpen auf schweizerischem, sardin. und mailänd. Gebiete liegt, mehr als 20 kleine Gewässer aufnimmt und vom Tessino durchströmt wird. Die Ufer dieses Sees bilden anmuthige Höhen und Thäler, mit vielen Ortschaften, Schlössern, Landhäusern, Weinbergen, Kastanienwäldern geschmückt, von denen ein beträchtlicher Theil seit langer Zeit im Besitz der gräflichen Familie Borromeo war, von der auch die in einem westl. Busen des Sees liegenden Inseln ihren Namen haben. Vor 1671 waren diese meist kahle Felsen, damals aber ließ sie Vitaliano Borromeo mit fruchtbarer Erde bedecken und so entstand eine der merkwürdigsten Gartenanlagen Italiens. Fast im Mittelpunkte des Sees liegt die Isola madre mit ihren reizenden Lusthäusern und Gärten, auf sieben immergrünenden, mit Orangen, Myrthen, Lorbern, Kastanien u.s.w. besetzten Terrassen. Bemerkenswerth ist ein Lorberbaum von ungewöhnlichem Umfange, in dessen Rinde Napoleon Bonaparte kurz vor der Schlacht von Marengo das Wort Battaglia geschnitten hat. Prächtiger, allein mit Künstelei überladen ist die Isola bella mit einem prunkvollen Schlosse, grottenähnlichen Sälen und einem auf zehn pyramidenartig übereinander gelagerten Terrassen in altfranz. Geschmack angelegten Garten, auf dessen höchnem Punkte ein riesiges Einhorn, das Wappen der Borromäer, thront. Das Klima der letztern Insel ist weniger mild, als das der erstern, indem auf der Isola bella die zartern Bäume und Gewächse durch Überbau und Heizung des Winters gegen den Frost geschützt werden müssen, was dort nicht nöthig ist. Die beiden andern Inseln werden nur von Fischern bewohnt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 299.
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