Cybele

[489] Cybēle ward ursprünglich von den Phrygiern in Kleinasien als Göttin der Fruchtbarkeit und Alles ernährende Mutter verehrt, und später verbreitete sich ihr Dienst auch nach dem alten Griechenland und Rom. Nach griech. Sage war sie die Tochter eines phrygischen Königs, der sie aber aus Verdruß, daß ihm seine Gemahlin keinen Sohn geboren, auf dem Berge Cybelus aussetzte, wo sie von Löwen und Panthern gesäugt wurde, bis Hirtinnen sie fanden und sich ihrer annahmen. Sie wird als Erfinderin der Pfeifen und phrygischen Pauken angegeben, die auch bei den ihr zu Ehren durch Feld und Wald gehaltenen Umzügen ertönten, ihre Priester aber waren Verschnittene, weil sich einst ihr Liebling Atys, ein junger Phrygier, in einem Anfalle von Raserei so verstümmelt hatte, den sie über ihn verhängte, weil er das Gelübde der Keuschheit brach. Ihr ältestes Standbild in Phrygien war ein angeblich vom Himmel gefallener unförmlicher Stein und wurde in Folge einer alten Weissagung um 200 v. Chr. nach Rom geholt, das dadurch vor auswärtigen Feinden sicher sein sollte, und daselbst in einem besondern Tempel aufgestellt, wo sich bald nach Julius Cäsar's Tode das Wunder begab, daß die nach O. gekehrte Seite desselben sich nach W. hinwendete. C. wurde außerdem als Matrone mit einer Mauerkrone, wegen des ihr zugeschriebenen Einflusses auf die Bildung der Menschen, ferner mit verschleiertem Haupte, was sich auf die geheimnißvoll schaffende Natur bezieht, endlich auf einem von Löwen gezogenen Wagen, oder mit einem Stabe als Zeichen der Herrschaft in der Rechten und einer Handpauke in der Linken dargestellt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 489.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: