[524] Dembinski (Heinrich), ein durch kühne Waffenthaten während der poln. Revolution von 1830–31 berühmt gewordener General, geb. 1791, war der Sohn des Landboten Ignaz D., welcher seine fünf Söhne noch auf dem Sterbebette verpflichtete, sich nie der Vertheidigung ihres Vaterlandes zu entziehen. D. kam nach angemessener Vorbildung 1807 in die Ingenieurakademie nach Wien, lehnte aber die ihm zu Anfange des Feldzugs 1809 angebotene Anstellung im östr. Heere ab und auf die Nachricht von der Besitznahme Warschaus durch die Östreicher erwiderte er mit dem Ausrufe: »Gibt es kein Polen mehr, so machen wir eins!« kehrte mit mehren seiner Landsleute ins Vaterland zurück und trat als Gemeiner in ein reitendes Jägerregiment. Bei Eröffnung des Feldzugs von 1812 gegen Rußland war D. Lieutenant, wurde aber in der Schlacht bei Smolensk von Napoleon selbst zum Rittmeister befördert und verdiente sich später in der Schlacht bei Leipzig das Kreuz der Ehrenlegion. Zur Zeit von Napoleon's Abdankung befand sich D. als Adjutant des Generals Wielohorski in Paris, von wo er nach Polen zurückkehrte, für das drei seiner Brüder gefallen [524] waren, und ohne Dienste zu nehmen, zurückgezogen auf einem kleinen Gute lebte, durch gutberechnete Unternehmungen aber seine bedrängten Vermögensumstände glänzend umgestaltete. Der Ausbruch der poln. Revolution im J. 1830 rief ihn jedoch wieder zu den Waffen; er wurde an die Spitze der Truppenaushebung in der Woiwodschaft Krakau gestellt, und bald nachdem er mit dem dort gebildeten Corps in Warschau angelangt war, erhielt er den Befehl einer Cavaleriebrigade, die sich vorzüglich in dem Treffen von Dembe-Wielke auszeichnete. Für die tapfere Vertheidigung der Stellung bei Kuslew, wo D. mit 4000 M. den zehnmal überlegenen Feind 7 St. lang aufhielt, wurde er zum Brigadegeneral ernannt, erhielt nachher das Commando der Vorhut des Corps des Generals Gielgud, mit dem er sich aber nicht verständigen konnte. Als jedoch durch die Folgen der Schlacht bei Ostrolenka Gielgud mit 11,000 M. vom poln. Hauptheere abgeschnitten ward, war es D., welcher mit dem Vorschlage durchdrang, jenes verloren gegebene Corps zur Beförderung des Aufstandes nach Lithauen zu schicken und überbrachte dem General Gielgud selbst den Befehl dazu. Nachdem aber durch Eifersucht und Meinungsverschiedenheit der Generale Gielgud und Chlapowski die ganze Unternehmung gescheitert war und jene eine Zuflucht mit ihren Truppen in Preußen suchten, unternahm D. mit nicht ganz 4000 M. den Rückzug nach Warschau, wo er nach einem Marsche von 300 Stunden durch oft fast unwegsame Gegenden, stets umgeben von Verfolgern und dennoch seine Verwundeten mitführend, am 5. Aug. 1831 unter dem Jubel des Volkes auch glücklich anlangte. Er ward hierauf zum Divisionsgeneral und Gouverneur von Warschau und bald darauf zum Oberbefehlshaber an Skrzynecki's (s.d.) Stelle ernannt, in welcher Würde er sich aber beim damaligen Wettkampfe der Parteien nur wenig Tage behauptete. Während der Bestürmung von Warschau durch die Russen vertheidigte D. mit einer Division Infanterie die Vorstadt Czyste und deckte endlich den Rückzug der poln. Truppen auf preuß. Gebiet, von wo er sich nach Krakau und später nach Frankreich begab. Sein Wunsch nach militairischer Beschäftigung ließ ihn 1833 in den Dienst des Pascha von Ägypten treten, den er jedoch bald wieder verließ und nach Frankreich zurückkehrte. Die unbedingte Gradheit, allein auch oft zu rücksichtslose Heftigkeit seines Charakters haben D. mit vielen seiner ausgewanderten Landsleute in Misverhältnisse gebracht, welche durch die vom D. Spazier bewirkte Herausgabe seines »Feldzugs nach und in Lithauen« (Lpz. 1832) und durch seine »Memoiren« (Par. 1833), die er jedoch später zu beseitigen suchte, noch erhöht wurden.