[700] Este heißt eines der ältesten und berühmtesten ital. Fürstenhäuser, dessen Vorfahren im 10. Jahrh. Statthalter der franz. Könige in Toscana waren, nachher aber von den deutschen Kaisern mit mehren Besitzungen auch Este, Rovigo, Montagnana zu Lehn und den Markgrafentitel erhielten. Welf IV. aus dem Hause E. bekam 1071 das Herzogthum Baiern (s.d.) und wurde der Stammvater des Hauses Braunschweig (s.d.). An den langen Kämpfen der Guelfen und Ghibellinen nahmen die Markgrafen von E. als Häupter der Guelfen wichtigen Antheil und erwarben dabei Ferrara und Modena; mehr noch glänzen sie aber seit dem 14. Jahrh. als eifrige und einsichtsvolle Beförderer von Wissenschaft und Kunst. Nikolaus III., gest. 1441, gründete die Universität zu Parma, verbesserte die von seinem Vater zu Ferrara gestiftete, und seine Söhne Lionel, gest. 1450, und Borso, gest. 1471, welcher vom Kaiser Friedrich III. 1452 zum Herzog von Modena und Reggio und vom Papst zum Herzog von Ferrara erhoben wurde, strebten nicht minder, ihren Hof als Sitz des guten Geschmacks und als Sammelplatz aller namhaften Künstler und Gelehrten geltend zu machen. In gleichem Sinne regierte Hercules I., gest. 1505, der vieler Kriegsdrangsale ungeachtet den Wohlstand seiner Länder noch hob; sein Sohn Alfons I., gest. 1534, glänzte durch Feldherren-und Herrschertalente vor allen Fürsten seiner Zeit und wurde von vielen Dichtern, darunter auch von Ariost (s.d.) hochgefeiert, kam aber während der Kriege zwischen Venedig, Frankreich und dem päpstl. Stuhle in Gefahr, Land und Leben zu verlieren, ward jedoch durch Kaiser Karl V. in alle seine Rechte wieder eingesetzt, daher sein Nachfolger, Hercules II., gest. 1559, diesem auch treulich ergeben blieb. Alfons II. gest. 1597, dessen Hof zwar ebenfalls die berühmtesten Männer Italiens zierten, zog sich durch die siebenjährige Gefangenschaft Tasso's (s.d.) herbe Vorwürfe zu und mit ihm tritt der Wendepunkt des Glanzes seines Hauses ein, dem er trotz dreimaliger Vermählung keine Erben hinterließ und daher seinen Vetter Cäsar, gest. 1628, Sohn eines natürlichen Sohnes Alfons I., zu seinem Nachfolger ernannte. Der Papst verweigerte aber dessen Anerkennung und zog Ferrara und andere geistliche Lehen des Hauses E. ein, was auch Cäsar endlich zugeben mußte, da seines Vorgängers prachtvolles Hofleben ihm nur geringe Mittel zum Widerstand gelassen hatte. Seitdem erhob sich das Haus E. nie wieder zu seinem frühern Glanze und der letzte männliche Sprosse, Herzog Hercules III., flüchtete 1796 vor dem andringenden franz. Heere nach Venedig, verlor durch den Vertrag von Campo Formio seine Länder und starb 1798 zu Triest, bevor er das ihm von Östreich zur Entschädigung versprochene Breisgau in Besitz nehmen konnte. Seine einzige Tochter, Maria Beatrix, vermählte sich mit einem Bruder Kaiser Joseph II., dem Erzherzog Ferdinand von Östreich, der sich nun Herzog von Modena-Breisgau nannte, das letztere aber 1805 im presburger Frieden verlor und 1806 starb; sein Sohn Franz IV. gelangte aber 1814 wieder zum Besitz der ital. Staaten seines Großvaters (s. Modena) und ist Stammvater des Hauses Östreich-Este.