[134] Galicien (das Königreich) ist eine span. Provinz, welche von den Zweigen der cantabrischen Gebirgskette nach allen Seiten durchzogen wird, und hat einen Flächenraum von 748 ! M. mit ungefähr zwei Mill. Einw. Es bildet den nordwestlichsten Theil der pyrenäischen Halbinsel und wird im N. und W. vom atlant. Oceane bespült, der hier eine bedeutende Anzahl vortrefflicher Häfen bildet; im S. machen die beiden portug. Provinzen Entre Douro e Minho und Tras os Montes, im O. Asturien, Valladolid und Leon die Grenze G.'s, in welchem der Minho entspringt, der im untern Theile seines Laufes Spanien und Portugal voneinander scheidet. Das Klima ist gesund, in den hochliegenden Gegenden rauh, sonst überall mild und feucht. Getreide ist Hauptproduct; Hanf und Flachs sind von vortrefflicher Qualität; unter den Weinen ist der von Rivadavia sehr geschätzt. Da der westl. Küstenstrich G.'s meist aus fruchtbarem Weidelande besteht, so ist die Viehzucht bedeutend und die Ausfuhr von Butter und Käse nicht unbeträchtlich. An den Küsten bildet der sehr ergiebige Fisch- und Sardellenfang eine Hauptnahrungsquelle; die Sardellen werden getrocknet und nach Südfrankreich und der Levante verführt. Unter den wenigen Fabriken sind nur die Leinwand- und Strumpffabriken von einiger Wichtigkeit. Hauptstadt des Landes ist San-Jago de Compostella mit 25,000 Einw., wo man im Dome den Leichnam des Apostels Jakobus des Jüngern zeigt, welcher der Schutzpatron von Spanien ist und hier das Christenthum gepredigt haben soll. (S. Spanien.) Die Bewohner des Landes heißen Gallegos und sind ein kräftiger, derber Menschenschlag, thätig und arbeitsam, unverdrossen, gute Soldaten und von biederm Charakter. Sie werden häufig mit den Gascognern (s. Gascogne) verglichen, mit denen sie auch in der Großsprecherei Ähnlichkeit haben sollen. Ein großer Theil wandert (wie manche andere Gebirgsvölker, z.B. Tiroler, Auvergnaten, Savoyarden u.s.w.) alljährlich aus, treibt in den großen Städten Spaniens und Portugals das Gewerbe der Wasserträger, Taglöhner u.s.w. und zieht endlich mit seinen Erwerb wieder in die Heimat.