Kleist von Nollendorf

[614] Kleist von Nollendorf (Emil Friedr., Graf von), ein ausgezeichneter preuß. General, wurde 1762 zu Berlin geboren und trat früh in den preuß. Militairdienst. Er hatte sich schon bei mehren Gelegenheiten in den Kriegen ausgezeichnet, welche Preußen gegen Ende des vorigen Jahrhunderts führte, als er Befehlshaber eines Grenadierbataillons und 1803 vortragender Adjutant des Königs wurde. Er folgte 1806 nach der Schlacht bei Jena dem Könige, wurde von diesem als Deputirter an Napoleon gebraucht und nach dem Frieden zum Generalmajor und Chef der westpreuß. Brigade ernannt. Im Jahre 1809 wurde er Commandant von Berlin und 1812 befehligte er im russ. Feldzuge eine Brigade im York'schen Corps. Zum Generallieutenant erhoben blockirte K. 1813 die Festung Wittenberg, besetzte später Halle a. d. Saale und vertheidigte die Stadt mit ungemeiner Tapferkeit. Nachdem er in der Schlacht bei Bautzen sich ausgezeichnet hatte, schloß er als preuß. Bevollmächtigter den Waffenstillstand. Nach der unglücklichen Schlacht bei Dresden zum Rückzuge genöthigt, gerieth er mit seinem Corps in die peinlichste Lage, kühn und klug rettete er aber nicht nur sein Corps, sondern fiel auch den Franzosen unter Vandamme, welche bereits in Böhmen eingerückt waren, in den Rücken und brachte ihnen bei Nollendorf eine entschiedene Niederlage bei. In der Schlacht bei Leipzig befehligte K. auf dem linken Flügel des Heers der Verbündeten und kämpfte siegreich. Hierauf blockirte er Erfurt und folgte dann nach Frankreich. Hier zeichnete er sich bei mehren Gelegenheiten aus, namentlich in der Schlacht bei Laon. Der König von Preußen ernannte ihn zum Grafen von Nollendorf, nahm ihn mit nach London und übergab ihm darauf das Commando über die am Rheine zurückbleibende Armee. Als Napoleon von Elba zurückgekehrt war, sollte K. das norddeutsche Bundescorps, sowie das zweite preuß. Corps befehligen, eine gefährliche Krankheit hinderte ihn jedoch an der Theilnahme an den Ereignissen. Nach dem Frieden wurde K. zum commandirenden General der preuß. Provinz Sachsen ernannt. Er nahm 1821 seinen Abschied, bei welcher Gelegenheit er den Rang eines Feldmarschalls erhielt, und starb 1823 zu Berlin, allgemein geehrt und geliebt, denn er war ebenso ausgezeichnet als Mensch wie als Feldherr.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 614.
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