[125] Methodisten werden die Mitglieder einer in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in der engl. Kirche (s.d.) durch einige junge Theologen der Universität Oxford entstandenen Religionspartei genannt, die es anfänglich besonders auf strenge Beobachtung der Vorschriften des N. T. abgesehen hatten und den Namen Methodisten zuerst spottweise erhielten, weil man ihnen nachsagte, daß sie eine neue Methode des christlichen Lebens erfunden hätten. Unter ihnen machte sich vorzüglich John Wesley von Epworth in Lincolnshire, gest. 1791, als Begründer des frommen Vereins bemerkbar, der auch, nachdem er seit 1735 zwei Jahre in Georgien in Nordamerika als Heidenbekehrer gewirkt hatte, von den Einrichtungen der Brüdergemeine (s.d.) angeregt, bei seiner Rückkehr nach England der kleinen Gesellschaft eine ähnliche Verfassung gab. Er wurde darin besonders eifrig von Georg Whitefield, gest. 1770 in Amerika, unterstützt, daher Beide für die Stifter dieser Religionspartei gelten, die jetzt über eine Million Anhänger zählt, davon zwei Drittheile unter brit. Botmäßigkeit stehen und die übrigen meist in Amerika leben. Die zuerst mit Wenigen und in Privathäusern gehaltenen Erbauungsstunden verwandelten sich rasch in Predigten auf freiem Felde, bei denen Whitefield oft über 10,000 Zuhörer hatte, nachdem die engl. Kirche den gesetzlich dazu nicht berufenen methodistischen Predigern die Kanzel verschließen ließ, deren salbungsvolle, die Lehren von der Erbsünde, Wiedergeburt und Gnade in Christo auf volksmäßig ansprechende Weise vorzüglich hervorhebende Vorträge die Menge leicht einnahmen. Die Regierung sah in ihrem Beginnen nichts Staatsgefährliches und ließ sie gewähren, daher sie sich bald eigne Bethäuser, Tabernakel genannt, erbauten, in denen sie sich täglich früh vor und Abends nach 6 Uhr zum Gottesdienst versammeln. Die Sonntagsfeier wird streng beobachtet und einmal monatlich von jeder Gemeine auch eine ganze Nacht bei Gesang, Predigt und Gebet hingebracht. Die Ordnung des Gottesdienstes ist die der engl. Kirche, nur wird mehr für das Ansprechende in der Ausführung gethan. Ihre Prediger werden aber nicht besonders ordinirt und sind selten gelehrte Theologen, sondern meist aus andern Ständen gewählt, haben keine besondere Amtskleidung und können nebenbei ihre Gewerbe fortsetzen, obgleich sie eine Besoldung von den Gemeinden beziehen. Diese sind zur Erhaltung der Kirchenzucht in Classen von 10–20 Personen, diese wieder nach den Geschlechtern in kleinere Abtheilungen, engl. Bands genannt, gesondert, die wöchentliche Zusammenkünfte unter eignen mit der Seelsorge beauftragten Vorstehern halten; die ganze Gemeine feiert vierteljährig zusammen ein Liebesmahl (s.d.). Bischöfe, Prediger und Laienprediger stehen den Gemeinden vor und werden in jeder von sieben Ältesten und den Vorstehern der Classen und Bands in der Besorgung der bürgerlichen und ökonomischen Geschäfte unterstützt; jährlich aber findet eine Versammlung von einer gewissen Zahl Prediger zur Berathung der gemeinsamen Angelegenheiten statt. Die gefoderte Strenge des Lebenswandels, sowie die oft geringe Bildung der Laienprediger führt den Methodisten wenig Leute aus höhern Ständen zu und meist gehören ihre Mitglieder den niedrigsten Volksclassen an, um die sie sich aber neben mancher Pedanterie, durch Beförderung von Gottesfurcht, Arbeitsamkeit und Sittsamkeit wesentliche Verdienste erworben haben. Nach Wesley werden die Methodisten auch Wesleyaner genannt, besonders diejenigen, welche in Folge einer 1741 entstandenen Spaltung der Ansicht Wesley's (daß Christi Verdienst allgemein sei und dieses auch von der Gnade gelte) beipflichteten, während dagegen von Whitfield die strenge Gnadenwahl nach Calvin's (s.d.) Lehre angenommen wurde, dem aber nur eine kleinere Zahl sogenannter Whitfieldianer sich anschloß. Nach Wesley's Tode ward die Frage, ob man das bisher in den Versammlungen der engl. Kirche gefeierte Abendmahl nicht in den eignen Bethäusern begehen und sich ganz von jener scheiden wolle, durch das Loos zwar von den Predigern bejaht, aber zugleich die Veranlassung, daß sich als neue Methodisten eine Partei von den alten Wesleyanern absonderte, welche den Genuß des h. Abendmahls in der engl. Kirche zwar nicht verwehrt, allein es auch von den eignen Predigern sich reichen läßt und an Zahl jetzt allen ältern überlegen ist. Unter den auch sonst von den engl. Methodisten mehrfach abweichenden Anhängern dieser Religionsansicht in Nordamerika entstand um 1750 durch des Irländers Shady-Iland's Predigten eine neue Sekte, Methodisten des neuen Lichts genannt, welche die verworrensten Begriffe von Offenbarungen und Wiedergeburt hegt und bei ihren Versammlungen sehr thörichte Gebräuche beobachtet.