Neptun

Neptun

[261] Neptun bei den Römern, Poseidon bei den Griechen war der Gott des Meeres und der Inseln, der für einen Sohn des Kronos oder Saturn und der Rhea oder Ops galt, welche ihn nach der Geburt zu verbergen suchte und ihrem seine Söhne verschlingenden Gatten ein Füllen dafür untergeschoben haben soll; nach einer andern Erzählung hätte ihn Saturn später wieder ausgespieen.

Bei den Römern scheint N. in der frühesten Zeit blos als ein Gott der Pferde verehrt und erst nach erlangter Bekanntschaft mit der griech. Götterlehre mit dem Poseidon derselben verschmolzen worden zu sein. N. wurde heimlich in Böotien erzogen, leistete seinem Bruder Jupiter gegen die Titanen und Giganten wirksamen Beistand und hatte nach der Entthronung [261] des Saturn durch Jupiter die Herrschaft über das Meer und die Inseln erhalten, wo er auch, sowie in den griech. Küstenstädten, seit uralter Zeit verehrt wurde. Ihm wurde die Bewegung und Besänftigung des Meeres, auch die Veranlassung von Erdbeben und Überschwemmungen und die Hervorrufung der Insel Delos (s. Cykladen) zugeschrieben. Mit seiner Gemahlin Amphitrite, einer Tochter des Okeanos, erzeugte er den Meergott Triton und die Rhode, welche der Sonnengott Helios geliebt, die Insel Rhodos nach ihr genannt und ihr zu Gefallen trocken gemacht haben soll, indem sie vorher von Wasser bedeckt war. Außerdem wird N. noch als Vater vieler Meergötter aus andern Verbindungen betrachtet und soll auch mit der Ceres das windschnelle Pferd Arion, welches Verstand, Sprache und die Gabe, in die Zukunft zu blicken, besaß, sowie mit der Medusa den geflügelten Pegasus erzeugt haben, wird aber auch bei Gelegenheit eines Wettstreites mit der Minerva wegen der Ehre, der Hauptstadt von Attica ihren Namen zu geben, überhaupt als Hervorbringer und Zähmer des ersten Pferdes bezeichnet. Wegen seiner Theilnahme an einer Empörung gegen Jupiter ward er von diesem mit Apollo verurtheilt, dem Könige Laomedon von Troja eine Zeit lang zu dienen und baute ihm die Mauern von Troja. Dargestellt wird N. in gebietender, majestätischer Haltung, den Tridens oder Dreizack in der Rechten, mit einem Fuß auf einem Fels, einem Schiffsschnabel oder Delphin ruhend, auch wie er in einem von Delphinen oder Seepferden gezogenen und von Meergöttern und Seeungeheuern umgebenen Wagen auf dem Wasser einherfährt. Bei den Griechen wurden ihm zu Ehren die isthmischen Spiele (s. Griechenland) gefeiert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 261-262.
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