Pedro I.

[434] Pedro I. (Anton Joseph, Dom), de Braganza e Bourbon, vom Oct. 1822 bis Apr. 1831 Kaiser von Brasilien, geb. 1798 zu Lissabon, war der zweite Sohn König Johann VI. von Portugal und der Bruder von Dom Miguel (s.d.). Durch das Ableben seines ältern Bruders im J. 1802 wurde P., welcher 1808 mit der königl. Familie nach Brasilien kam, nach der Thronbesteigung seines Vaters 1816 Thronerbe von Portugal und von Brasilien, wo er mit seinen ausgezeichneten Anlagen nach dem plötzlichen Tode seines ersten einsichtsvollen Erziehers, Joh. von Rademaker, planlos herangebildet ward. In den Vorurtheilen einer unbeschränkten Herrschaft aufgewachsen, von den Parteien der Höflinge und der Priester für ihre eigennützigen Zwecke bearbeitet, war es blos die um so anerkennenswerthere Folge seines unermüdlichen eignen Bestrebens nach Einsicht und Bildung, daß P. sich eine ehrenvolle Stellung an der Spitze der ihn betreffenden politischen Ereignisse behauptete. Unterstützt von seiner Beharrlichkeit und seinem persönlichen Muthe, gab für seine Entschließungen das Herkommen wenigstens keine Schranke ab und obgleich sie oft leidenschaftlich rasch ausfielen, durchlief P. doch alle Wechselfälle seines politischen Lebens mit einer gewissen edlen Selbständigkeit. Auf P.'s Rath bewilligte sein Vater 1821 die gefoderte Einführung einer constitutionnellen Verwaltung in Brasilien, wo er auch P. bei der Rückkehr des Hofes nach Portugal als Regenten zurückließ und dieser am 12. Oct. 1822 vom Volke zum Kaiser ausgerufen wurde und hierauf im Dec. 1823 dem Lande eine repräsentative Verfassung gab. Im März 1826 eröffnete ihm der Tod seines Vaters auch den Thron von Portugal, welchem er eine neue Verfassung gab und dann zu Gunsten seiner ältesten Tochter Maria da Gloria, aus seiner 1817 geschlossenen ersten Ehe mit der Erzherzogin Leopoldine, gest. 1826, einer Tochter Kaiser Franz I., darauf verzichtete. P. übertrug die Regentschaft bis zu ihrer Volljährigkeit seinem Bruder [434] Dom Miguel, der sich aber bald zum König aufwarf. (S. Miguel.) Inzwischen kam P. in Brasilien selbst in eine schwierige Lage, und Streitigkeiten mit den Cortes, sowie eine Menge andere, von P.'s raschen Maßregeln herbeigeführte Umstände steigerten das Misvergnügen in Rio Janeiro bis zum Aufstande, in Folge dessen am 7. Apr. 1831 P. der Krone zu Gunsten seines einzigen Sohnes Dom Pedro II., geb. 1825, entsagte. Mit seiner zweiten Gemahlin, der seit 1829 mit ihm vermählten Prinzessin Amalie von Leuchtenberg, und der Königin von Portugal, Donna Maria, begab sich P. nun nach Frankreich, nahm den Titel eines Herzogs von Braganza an und bot Alles auf, die Rechte seiner Tochter auf den portug. Thron geltend zu machen, den er ihr auch durch Vertreibung Dom Miguel's im Sept. 1833 eroberte. (S. Portugal.) Im Namen derselben ordnete er nun die Regierung von Neuem und ward im Aug. 1834, nachdem er den Cortes von seinem Wirken Rechenschaft abgelegt hatte, von ihnen fast einstimmig zum Regenten ernannt. Seine zerrüttete Gesundheit nöthigte ihn aber, am 18. Sept. die Regentschaft niederzulegen und am 24. Sept. 1834 schon starb P. zu Lissabon an der Wassersucht. Von Person war P. unter mittler Größe, aber kräftig und untersetzt und seine Züge besaßen etwas Abstoßendes; sein Privatleben blieb bei der Leidenschaftlichkeit seines Wesens nicht makellos. Seine zweite Gemahlin, welche ihm 1831 zu Meudon eine Tochter geboren hat, lebte zeither als Herzogin von Braganza zu Lissabon.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 434-435.
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