Philippinen

[488] Philippinen (die), philippinischen oder manilischen Inseln sind die nordöstlichsten von den zu Asien und zu Ostindien gezählten Inselgruppen, bestehen aus wenigen größern und über 1200 kleinen Inseln und Eilanden und haben zusammen etwa 4700 ! M. Flächenraum und 6 Mill. Einw. Sie wurden 1521 von Fernando de Magellan (s.d.) für Spanien entdeckt, jedoch erst seit 1564 theilweise in Besitz genommen und stehen unter einem Generalcapitain, der mit fast unbeschränkter Gewalt regiert. Die Bevölkerung besteht ursprünglich aus malaiischen und negerartigen Stämmen, von welchen letztern mehre noch ganz roh und wild leben, die andern, meist Mohammedaner, zum Theil auch katholische Christen sind, aus eingewanderten Indiern, christlichen Chinesen, Javanern und Spaniern, aus deren Verbindung mit eingeborenen Frauen die Mistezas entspringen. Sämmtliche Inseln sind gebirgig, haben zahlreiche Vulkane und leiden daher häufig von Erdbeben, sowie während des Wechsels der Moussons (s.d.) von Orkanen, sind aber im Allgemeinen ungemein fruchtbar und nach Java am reichsten an allen ostind. Producten. Reis und anderes Getreide, Zuckerrohr, Indigo, Taback, Zimmt, Muskatnüsse, Cacao, Seide und Baumwolle, sowie Gold und Silber, Eisen und andere Metalle, würden bei einigem Fleiße im Anbau und der Benutzung zu noch weit ansehnlicherer Ausfuhr Veranlassung geben, als sie jetzt schon statt findet. Der Handel ist jedoch im Zunehmen, seit die span. Handelsgesellschaft aufgehoben worden ist, welche allein das Recht zum Verkehr mit Europa hatte. Die civilisirtern Einwohner verfertigen Zeuche aus Seide, Baumwolle und Hanf, Metallarbeiten, Seilerwerk, Gold und Silberstickereien, welche zum Theil nach China abgesetzt werden. Der Verkehr der Inseln untereinander wird sehe von den Seeräubereien der Malaien, besonders von der Insel Magindanao und von den Suluhinseln beeinträchtigt, welche sogar die Ortschaften an den Küsten überfallen und Menschen und Gut fortschleppen. Manila oder Luzon, die größte und nördlichste Insel, ist der Hauptsitz der span. Macht und hat 2500 ! M., wovon 1450 ! M. mit 2 Mill. Einw. den Spaniern unterworfen sind; im Innern hausen noch unabhängige Negervölker und an der Ostküste Malaien unter eignen Häuptlingen. Auf einer Landzunge liegt hier auf der Südostküste an der Mündung des Flusses Pasig und der Bai von Manila die Hauptstadt Manila, welche aus der eigentlichen, schön gebauten Stadt, in der nur Europäer und Mistezas wohnen dürfen, mit 11,000 Einw., einer Citadelle und acht Vorstädten besteht, die eine gemischte Bevölkerung von 150,000 Menschen zählen. Hier residiren der span. Statthalter, ein Erzbischof, welcher nebst drei Suffraganbischöfen an der Spitze der sehr geachteten, auch um die Civilisation der Inseln verdienten Geistlichkeit steht, sowie alle höchsten Behörden. Es befinden sich daselbst mehre schöne Kirchen und Klöster, wie denn überhaupt die Geistlichkeit ein reiches Einkommen hat und der Gottesdienst mit großer Pracht begangen wird; die Stadt ist gepflastert und des Nachts sogar beleuchtet. Der gesammte Handel hat hier seinen Mittelpunkt und in dem am Eingange der Bai befindlichen, befestigten Hafen Cavite können die größten Fahrzeuge sicher vor Anker gehen. Unter den Vulkanen von Manila sind der Taal und der Mayon seit seinem verheerenden Ausbruch im J. 1814 die bekanntesten. – Alle von Manila südl. gelegenen Inseln werden die Bissayerinseln genannt und nur auf einigen der ansehnlichern befinden sich span. Niederlassungen an den Küsten. Die südlichste Insel, Magindanao oder Mindanao, gegen 1200 ! M. groß, ist noch wenig erforscht, im Innern von sehr rohen Stämmen, an den Küsten von Malaien bewohnt, die zum Theil die Seeräuberei als Hauptgeschäft betreiben und von deren Fürsten der Sultan von Magindanao der mächtigste ist. An der westl., nördl. und nordöstl. Küste besitzen die Spanier beträchtliche Niederlassungen. Auch die von Manila nördl. gelegenen kleinen Babuyanen- und Baschiinseln sind zum Theil von den Spaniern besetzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 488.
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