[611] Vischer (Peter), geb. um die Mitte des 15. Jahrh. zu Nürnberg, der berühmteste deutsche Erzgießer seiner Zelt, lernte in seiner Vaterstadt als Gelb- und Glockengießer und wanderte dann als Gesell in Deutschland und Italien, wo er sich im Zeichnen und Modelliren und durch eigne Ansicht der berühmten Werke alter und neuer Meister im hohen [611] Grade künstlerisch ausbildete.
Nach Nürnberg heimgekehrt, ließ er sich dort als Gelb- und Glockengießer nieder, kam bald durch seine ausgezeichneten Arbeiten in Ruf und es wurden ihm von vielen Seiten wichtige Werke übertragen. Eines der ersten war das eherne Grabmal des Erzbischofs Ernst von Magdeburg mit der Jahrzahl 1497, das herrlichste und berühmteste aber ist das Grabmal des h. Sebaldus in der Sebalduskirche zu Nürnberg, das von 1506–19 entstand und an welchem ohne die zwölf Apostel (von denen Nachgüsse sich als Träger des Altargeländers in der berliner Domkirche befinden) und die Kirchenväter, noch 72 Figuren angebracht sind. Die Zeichnung, der Ausdruck in den Köpfen, die Anordnung der Gewänder und die malerische Mannichfaltigkeit der Haltung, sowie die Reinheit des Erzgusses stellen dieses Werk den berühmtesten gleich. Peter V., welcher sich selbst daran unter den kleinen Figuren dargestellt hat, wie er in seiner von vielen Fremden besuchten Gießhütte aussah und hier abgebildet ist, wurde dabei von seinen fünf Söhnen unterstützt. Auch in andern nürnb. Kirchen befinden sich noch Arbeiten V.'s und auf der Burg ein gegossener Apollo, welcher früher einen Brunnen zierte, ein von ihm herrührendes, prächtiges Gitter auf dem nürub. Rathhause, seine letzte Arbeit ist aber 1809 als altes Metall vernichtet worden; die wittenberger Schloßkirche besitzt ebenfalls Bronzen von ihm. In neuester Zeit sind Zweifel erhoben worden, ob V. die Modelle zu seinen Werken, welche mit großer Kunst gearbeitet gewesen sein müssen, auch selbst verfertigt, oder blos nach fremden den Guß ausgeführt habe.