Wagram

Wagram

[636] Wagram und Enzersdorf, zwei Dörfer im östr. Lande unter der Ens, sind geschichtlich merkwürdig durch die im franz.-östr. Kriege am 5.–6. Jul. 1809 dabei vorgefallene [636] blutige Schlacht von Wagram.

Nachdem die beiderseitigen Heere die Verluste der Schlacht von Aspern (s.d.) zu ersetzen versucht, Napoleon sich namentlich durch Rheinbundstruppen und Italiener verstärkt und die umfänglichsten Vorbereitungen zum Überschreiten der Donau getroffen hatte, ging das franz. Heer in der Nacht vom 4.–5. Jul. bei einem heftigen Gewitter und unter dem Feuer von mehr als 100 Kanonen über den Strom und stand am folgenden Morgen in Schlachtordnung auf dem Marchfelde (s.d.), dem östr. unter dem Erzherzog Karl gegenüber, welches auf 100,000 M. mit 410 Kanonen, das franz. zu 150,000 M. mit 584 Kanonen angegeben wird. Auf dem rechten Flügel der Franzosen commandirten Davoust, dann folgten die Corps unter Oudinot, Macdonald, Masséna, die ital. Armee und die Garden und auf dem linken Flügel Bernadotte (s. Karl XIV. Johann, König von Schweden und Norwegen). Die Franzosen eröffneten den Kampf und Masséna umging die östr. Verschanzungen bei Eßlingen und nahm Enzersdorf, welches dabei abbrannte. Das östr. Centrum wies jedoch den auf dasselbe gerichteten Hauptangriff der Franzosen (Macdonald und Oudinot) zurück und der Erzherzog Karl behauptete sich in einer etwas zurückverlegten Position auf den Höhen von Wagram, das von Bernadotte mit den Sachsen vergeblich angefallen wurde, und bei Stammersdorf. Die Franzosen hatten indeß ihre Stellung weiter ausgedehnt und die Hauptschlacht erfolgte am folgenden Tage bei W. Der rechte Flügel der Östreicher drang unter General Klenau vergeblich im Rücken der Franzosen vor und bedrohte ernstlich ihre über die Donau geschlagenen Brücken. Der um Mittag von Napoleon auf das östr. Centrum angeordnete Sturm, bei dem dieses durchbrochen wurde, während die ganze franz. Linie vorging, entschied gegen den Erzherzog Karl, welcher mit einem Verluste von 23,000 Verwundeten und Todten, wobei mehre Generale, sich in Ordnung nach Mähren zurückzog. Dieser unglückliche Ausgang wird zum Theil dem Erzherzoge Johann zugeschrieben, der von Presburg her nicht zu rechter Zeit mit seinem Corps auf dem Schlachtfelde eintraf. Übrigens hatten die Östreicher 7000 Gefangene gemacht und eilf Kanonen, zwölf franz. Adler und Fahnen erobert; der Erzherzog Karl selbst war mehrmals verwundet worden. Der franz. Verlust wird gleich hoch angegeben und unter den gefallenen Generalen beklagte Napoleon besonders den Reitergeneral Lasalle. Der Sieg bei W. entschied den Krieg, indem bald darauf ein Waffenstillstand (zu Znaym am 12. Jul.) und in Folge der fortgesetzten Unterhandlungen der Friede von Wien (14. Oct.) zu Stande kam, in welchem Östreich Abtretungen an Baiern, an Frankreich, das Großherzogthum Warschau und Rußland machen mußte, und dadurch 2000 ! M. mit 31/4 Mill. Einw., sowie alle seine Seehäfen verlor und dem Continentalsystem beitrat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 636-637.
Lizenz:
Faksimiles:
636 | 637
Kategorien: