Zelter [2]

[793] Zelter (Karl Friedr.), geb. 1758 in Berlin, ein ausgezeichneter Gesangscomponist und vorzüglicher Lehrer der Tonkunst, war der Sohn eines Maurers und erlernte seit dem 17. Jahre das väterliche Gewerbe, in welchem er sich auch 1783 das Meisterrecht erwarb. Hatte er auch in früherer Jugend schon Unterricht im Clavier- und Orgelspiel erhalten, so war doch erst in den Jünglingsjahren eine solche [793] Neigung zur Musik in ihm rege geworden, daß er sein Gewerbe darüber zu vernachlässigen anfing und sein Vater ihm deshalb alle musikalische Beschäftigung untersagte. Z. ließ jedoch nicht ganz davon ab und nachdem er Meister geworden war, kehrte er mit um so größerm Eifer zur Musik zurück, ließ sich von dem Begründer der berliner Singakademie, Karl Friedr. Christian Fasch, im musikalischen Satze unterrichten und wurde dessen tüchtigster Mitarbeiter an jenem Institut, sowie nach Fasch's Tode (1800) dessen Nachfolger in der Leitung desselben. Im Jahre 1809 wurde er Professor der Tonkunst an der berliner Akademie der Künste und Wissenschaften, stiftete einige Zeit nachher die erste berliner Liedertafel für fröhliche Unterhaltung durch Gesang und hat für sie viele der originellsten, humoristischen Lieder theils zum Clavier, sowie vierstimmige Gesellschaftslieder und treffliche Chöre für Männerstimmen componirt. Seine größern Werke für Kirchenmusik sind wenig veröffentlicht worden und im Manuscript im Besitz der berliner Singakademie. Z. gehörte zu Goethe's Freunden und nach seinem im Mai 1832 erfolgten Tode ist sein »Briefwechsel mit Goethe« (6 Bde., Berl. 1833–34) herausgegeben worden, der für die Charakteristik Beider von vielem Interesse ist. Z.'s tüchtige, biederbe Weise, welche sich schon im Leben mitunter wol zu unverhohlen aussprach, erscheint darin ohne allen Rückhalt. Zum Vorwurf ist es Z. gemacht worden, daß er die bei der berliner Singakademie verwahrten Compositionen seines Vorgängers und Lehrers, angeblich sogar wider dessen Wunsch, nicht veröffentlicht habe.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 793-794.
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