[15] Landwirtschaft, Ökonomie, das Gewerbe, welches durch Anwendung der Naturkräfte die möglichst ergiebige Benutzung des Bodens und die Hervorbringung solcher pflanzlicher (Pflanzenproduktion, L. im engern Sinne, Landbau) oder animalischer (Tierproduktion, Tierzucht) Stoffe bezweckt, die als Nahrung oder auf irgendeine andere Weise dem Menschen nutzbar sind [Karte: Handel, Industrie und Landwirtschaft II]. Die L. ist sehr alt, sie entwickelte sich aus der Weide- zur Körner-, und durch die rationelle Schule (Albrecht Thaer) seit Ende des 18. Jahrh. zur Fruchtwechselwirtschaft und wurde durch die Anwendung der Naturwissenschaft auf sie (Liebig, seit 1840) zur Wissenschaft (s. Landwirtschaftliche Betriebssysteme), zu gleicher Zeit durch die ausgedehnte Verwendung von Maschinen (s. Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen) in ganz neue Bahnen gelenkt. Die Landwirtschaftslehre befaßt sich mit Ackerbau oder Agronomie, Feld- und Wiesenbau, Zucht und Benutzung der Haustiere, Wirtschaftskunde (mit landw. Buchhaltung), und wird in Landw. Lehranstalten (Hochschulen in Berlin, Wien und Liebwerd bei Tetschen; Landw. Institute verbunden mit Universitäten in Bonn (Poppelsdorf), Halle, Leipzig, Gießen, Königsberg, Kiel, Breslau, Heildelberg, Göttingen, Jena, Tübingen; Akademien in Hohenheim, Weihenstephan; mittlere oder Landwirtschaftsschulen, niedere oder Ackerbauschulen) gelehrt, gefördert durch Landwirtschaftliche Genossenschaften (s.d.) und Landwirtschaftliche Vereine (s.d.), Wanderversammlungen (gegründet 1837), Ausstellungen (für Produkte und Geräte), Landwirtschaftliche Versuchsstationen (s.d.). – Vgl. Thaer (»System«, 1877; 2. Aufl. 1896), Löbe (7. Aufl. 1887), von der Goltz (1890 – 93), Settegast (1897 fg.; fortgeführt von Falke), Martin und Zeeb (5. Aufl. 1899), Schlipf (14. Aufl. 1902); Krafft (7. Aufl., 4 Bde., 1900 – 4; Bd. 1, 8. Aufl. 1905), Geschichte von Michelsen und Nedderich (4. Aufl. 1902), von der Goltz (2 Bde., 1902 – 3).