[702] Siemens, Werner von, Ingenieur und Industrieller, geb. 13. Dez. 1816 zu Lenthe bei Hannover, seit 1838 Artillerieoffizier, legte 1848 mit Himly die ersten elektr. Seeminen an, baute als Kommandant von Friedrichsort die Batterien des Eckernförder Hafens und legte die erste große Telegraphenlinie auf dem Kontinent zwischen Berlin und Frankfurt a. M.; er schied 1849 aus der Armee und trat in die 1847 mit J. G. Halske (s.d.) gegründete Telegraphenbauanstalt. Diese Firma Siemens & Halske hat Zweiggeschäfte in Petersburg (seit 1855, viele Jahre von Werners Bruder Karl S. geleitet, geb. 4. März 1829, vom Zar 1895 in den erblichen Adelsstand erhoben, gest. 21. März 1906 [702] in Mentone), in London (1858 mit Wilhelm S. als »Siemens, Halske & Co.« gegründet, später als »Siemens Brothers« von Wilhelm und Karl geleitet), in Tiflis (seit 1863), in Wien (seit 1879 unter Arnold S., dem ältesten Sohne von Werner S.). Das Hauptgeschäft in Berlin übertrug 1890 Werner S. seinen Söhnen Arnold und Wilhelm; 1897 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt (Generaldirektor Bödiker); 1903 gründete diese mit der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & Co. in Nürnberg eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter der Firma Siemens-Schuckert-Werke, wobei ein Teil des Betriebes der Siemens & Halske A.-G. verblieb. Die Aktiengesellschaft »Siemens Elektrische Betriebe in Berlin« ist 1900 aus der gleichnamigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung hervorgegangen und betreibt die Fortführung verschiedener von der Siemens & Halske A.-G. begründeten Straßenbahnen und Elektrizitätswerke. Werner S. stellte 1859 die nach ihm benannte Quecksilber-Widerstandseinheit auf, legte das erste gelungene Tiefseekabel (Bona-Cagliari); 1856 erfand er den Zylinderinduktor und entdeckte 1867 das Dynamoprinzip; 1879 führte er die erste elektr. Eisenbahn vor. Er wurde 1888 geadelt; gest. 6. Dez. 1892; schrieb: »Positive Vorschläge zu einem Patentgesetz« (1869), »Wissenschaftliche und techn. Arbeiten« (2. Aufl. 1889-91), »Lebenserinnerungen« (5. Aufl. 1897). – Sein Bruder Wilhelm S., geb. 4. April 1823 zu Lenthe, ließ sich 1851 in London als Zivilingenieur nieder, errichtete 1867 ein Probestahlwerk in Birmingham, 1869 die Landore Siemens Steel Works; 1883 als Sir William S. in den Ritterstand erhoben; gest. 19. Nov. 1883; schrieb: »Über Brennstoff. Über Gewinnung von Eisen und Stahl« (1874), »Über die Erhaltung der Sonnenenergie« (1885), »Scientific works« (3 Bde., 1889-95). – Vgl. Pole (1890). – Sein Bruder Friedrich S., geb. 8. Dez. 1826 zu Mentzendorf bei Lübeck, konstruierte 1856 den ersten Regenerativofen, übernahm 1867 die von seinem Bruder Hans S. (geb. 1818, gest. 1867) gegründete Glasfabrik in Dresden, die er zur bedeutendsten Deutschlands erhob und welcher er die Glashütten in Döhlen bei Dresden und Neusattel bei Karlsbad sowie die Dresdner Hartglasfabrik hinzufügte (1888 in eine »Aktiengesellschaft für Glasindustrie« umgewandelt), erfand die Glasschmelzwannen, das kontinuierliche Glasschmelz- und Arbeitsverfahren, eine Art Preßhartglas und Glashartguß, die Regenerativgaslampen, die Regenerativgaskamine und -öfen etc.; gest. 26. Mai 1904 in Dresden; schrieb: »Heizverfahren mit freier Flammenentfaltung« (1885), »Über den Verbrennungsprozeß« (2. Aufl. 1887), »Über die Vorteile der Anwendung hocherhitzter Luft« (2. Aufl. 1887) u.a.