[203] Andalusien (Geographie), die südlichste Provinz von Spanien, eines der heitersten, schönsten Länder in Europa, jeder Cultur fähig, und unter[203] allen Provinzen der großen Halbinsel auch am besten angebaut und am mehrsten bevölkert. Die Hauptstadt ist Sevilla, welches einst eine halbe Million Bewohner, jetzt nur noch 90,000 zählt. Corduba mit 85,000 E. ist bekannt durch das seine Leder, welches dort am besten fabrizirt wird (Corduan). Die merkwürdigsten Plätze dieses alten maurischen Königreichs sind Cadix und Gibraltar; das erstere ist eine berühmte Seestadt und Festung, welche auf der Insel Leon im Meere liegt und so wohl verwahrt ist, daß sie einer dreijährigen Belagerung siegreich widerstand. Nicht weit davon ist das Cap Trafalgar, berühmt durch die Seeschlacht, in welcher Nelson blieb. Gibraltar ist ein Felsenberg, der sich eine und eine halbe Meile lang, eine viertel Meile breit, von Norden nach Süden in das Meer erstreckt, welches den atlantischen Ocean mit dem mittelländischen Meere verbindet; er trägt eine unüberwindliche Festung, welche die Engländer besitzen und damit den ganzen levante'schen Handel beherrschen. Das Königreich ist von den Mauren und früher von den Vandalen (daher auch der Name Vandalucien mit Hinweglassung des V, dem jetzigen fast ganz gleich) bewohnt worden, bis die Spanier, welche nach und nach durch Kauf, Verträge, Heirath, Eroberung etc. sich immer mehr vergrößerten, auch dieses Reich sich zueigneten. Seine Bewohner haben von allen Völkern, aus deren Vermischung sie abstammen, Etwas angenommen, sie finden sich zwar höchlich beleidigt, wenn man äußert, daß sie maurisches Blut haben; doch ist es vollkommen wahr. Auch ihre Farbe verriethe es, wenn es nicht die Sinnesart thäte; denn vor allen anderen Spaniern sind sie tapfer, großherzig, unternehmend, freigebig bis zur Verschwendung, gastlich-offen; lauter Eigenschaften, welche nicht allen Spaniern gehören. Sie sind schwärzlich braun von Farbe, doch Kinder und Frauen sind nicht selten blendend weiß. Treffliche Zähne zeichnen die letztern aus, im Uebrigen aber können sie sich den deutschen Damen nicht an die Seite stellen. Nur selten sind sie mehr als mittelmäßig hübsch, entweder zu schlank oder zu rund, die Farbe[204] ist blaß und bräunlich, der Gliederbau entspricht der außerordentlichen Gewandtheit nicht, Hand und Fuß sind lang und schmal; allein eine unnachahmliche, nicht angebildete, sondern natürliche Grazie zeichnet sie aus sie lieben und ehren Tapferkeit und Kraft an den Männern, und nur solche, die sich dieser Eigenschaften rühmen können, ritterlich und romantisch sich benehmen, dürfen sich um ihre Gunst bewerben. Dort mehr noch als wo anders in, dem weitläufigen halbverödeten Reiche, findet man gute Reiter (die andalusischen Renner sind hoch berühmt), treffliche Schützen, gewandte Fechter, geistreiche Improvisatoren, fertige Guitarrenspieler, kurz, echte Troubadours, höflich, artig, zuvorkommend gegen Damen, stolz, ernst und kühn dem Manne gegenüber. Der Schleier, welcher in Spanien für das schöne Geschlecht Mode ist, wird in Andalusien nur zum Putz, nicht um das Gesicht zu verbergen, gebraucht. Ihre Cultur ist nicht gar weit vorgeschritten, sie lernen kaum nähen, nur im Gebetbuche lesen, etwas Klavierspielen, aber leicht und anmuthig tanzen. Der durch die Kunst nicht verbildete Geist entwickelt sich dort in seiner ganzen Liebenswürdigkeit, und wie sie den Mann von Ehre lieben, so muß man ihnen nachsagen, daß sie dieses Gefühl in hohem Grade besitzen, sie sind bescheiden, zurückhaltend gegen Fremde, liebreich gegen Freunde, und für denjenigen, dem ihr Herz geneigt ist, jeder Aufopferung fähig. In den bürgerlichen Kriegen, welche das Land verheerten, haben sie sich durch eine beispiellose Hingebung ausgezeichnet, darum den andalusischen Frauen, fehlt auch das, was man hohe Schönheit nennt, doch die Krone gebührt.
V.
Brockhaus-1809: Andalusien · Die Geographie
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